Wir brauchen eine Pause

Ja, irgendwie ist die Luft bei uns raus, immer das gleiche jeden Tag. Unser Alltag nervt. Ich glaube, wir brauchen eine Pause.

Nein, wir meinen keine Pause von der Beziehung und das Reisen und die wundervolle Natur hängt uns nicht zum Hals raus. Wir sind nur an so einem traumhaften Ort gelandet, dass wir hier unbedingt länger bleiben wollen. Und eine Pause von täglich neuen Orten tut uns bestimmt nicht schlecht, um diese ganzen wundervollen Eindrücke verarbeiten zu können.

Wir sind nun seit mehr als 6 Wochen unterwegs. Auf vorherigen Reisen sind wir oft mehrere Tage an einem Ort geblieben und nicht jeden Tag weiter gezogen. Hier in Schottland ist das irgendwie anders, da man in den touristischen Gebieten meist nur irgendwo am Straßenrand übernachtet (natürlich in schönster Kulisse), zieht es einen dann spätestens nachmittags weiter. Und irgendwie haben wir gar nicht gemerkt, dass das auch anstrengend sein kann. Klagen wollen wir hier nicht, es ist ja alles wunderschön und stressig ist es auch nicht. Es klappt gut mit der Live-Work-Balance. Aber dann kamen wir an diesem einen Strand an, an dem man gleich wochenweise für sehr wenig Geld stehen darf. Und da haben wir richtig gemerkt, dass diese Pause dringend nötig ist. Dass wir mal anhalten müssen und diesen wundervollen Ort länger genießen möchten.

Wir sind hier auf der Halbinsel von Gairloch, am äußersten Westen des Festlandes. Nun sind wir bereits seit einigen Tagen hier und wollen zumindest eine volle Woche hier bleiben. Eben bis der Entdeckergeist wieder erwacht. Das Wetter ist wechselhaft – wie immer in den letzten Wochen mit viel Sonne – aber vor allem ist es hier am Meer so gut wie nie windstill. Das heißt wir machen auch mal Urlaub von den Midges. Und das war nun wirklich auch Zeit – Mistviecher echt.

Wir erkunden jeden Tag den Strand und waren auch schon mehrfach im eiskalten Meer (13-14 Grad Wassertemperatur im Moment). Da braucht es schon etwas Überwindung. Wie tausend Nadeln auf der Haut pikst es. Lange hält man es nicht aus im Wasser, aber die Erfrischung und das Strahlen auf dem Gesicht hinterher ist es wert. Wir stehen hier an einem langen Sandstrand, das Wasser ist ganz flach und man kann lange hinein waten bis es mal etwas tiefer wird.

Unser Buddy steht direkt oben an der Dünenkante in einer kleinen Mulde und so sind wir windgeschützt und haben trotzdem einen sagenhaften Ausblick über die ganze Bucht. Es könnte hier durchaus schlimmer um uns stehen. In den ganzen Dünen stehen auf Hunderte von Metern verteilt vielleicht 7-8 Vans, die meisten anderen sind auch schon seit Tagen hier. Vielleicht bleiben wir auch noch eine weitere Woche.

Wo wir in der Zwischenzeit waren

Nach dem Touristenhighlight Old Man of Storr haben wir den äußersten Norden der Insel Skye umrundet, wo sich nur noch wenige Besucher hin verirren. Ganz oben an der Spitze findet man die Ruine des Duntulm Castle. Viel ist nicht mehr vom der ehemaligen Burg übrig, auf jeden Fall hat man hier, bei gutem Wetter, einen atemberaubenden Blick auf die Äußeren Hebriden.

Da wir für den nächsten Tag ein Whiskey-Tasting in der Talisker Distillery gebucht hatten, konnten wir uns in dieser Gegend nicht lange aufhalten, also gings gemächlich, mit vielen Fotostops gen Süden zur Landzunge von Carbost.

Das Whiskey-Tasting unter Anleitung "Made by the sea tasting experience" war auf alle Fälle ein Erlebnis – multimedial präsentiert, probiert man 3 Talisker-Whiskeys mit viel Show und viel Gefühl. Bei uns hat es funktioniert, natürlich mussten wir danach im Shop noch einen guten Tropfen erstehen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis passt hier im Gegensatz zu vielen anderen Distillerien. Wir haben 10 Pfund pro Person gezahlt für eine halbstündigen Vortrag inklusive drei Kostproben.

Nach Talisker haben wir es uns nicht nehmen lassen noch eine Nacht auf dem tollen Campingplatz in Broadford zu geniessen, insbesondere auch, um nochmal alle Ressourcen aufzufüllen. Und dann ging es aufs Festland. Wie bereits geplant haben wir auf dem Rückweg die Führung im Eilean Donan Castle gemacht. Das hat vor allem unser Geschichtswissen über die Schotten und das Verhältnis zu den Engländern wieder etwas aufgefrischt. Wir interessieren uns ja für Filme und Serien über die Schotten, die Nordmänner und die Schlachten um Glauben und Könige. Und nun haben sich auch wieder einige Wissenslücken diesbezüglich geschlossen.

Heute ist übrigens ein besonderer Tag, wir feiern unseren 2. Hochzeitstag und könnten uns gerade keinen schöneren Ort für romantische Zweisamkeit vorstellen – Blick aufs Meer, heute Abend mit einem schönen Glas Rotwein und dann hoffen wir, dass wir diese Zweisamkeit nicht wieder mit unzähligen Midges teilen müssen.

Mein Gunnar hat heute morgen bereits um 6 Uhr im Bett, unter einem riesen Berg Kissen vergraben, noch bevor er ein Auge auftun konnte, zu mir rüber gemurmelt: "Alles Liebe zum Hochzeitstag". Das war toll. Danke Dir, Gunnar für zwei wunderschöne Jahre Ehe mit dir. Ich bin absolut glücklich an deiner Seite und könnte mir keinen besseren Partner, Ehemann, Reisepartner, Arbeitskollegen, Mitfahrer oder Mitbewohner vorstellen und wünsche mir, dass das auch weiterhin so bleibt und wir behutsam mit diesem Glück umgehen, einander gefunden zu haben.

(Kommentare: 1)

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Kommentare

Kommentar von Chris |

Liebe Iris, lieber Gunnar, 💕liche Glückwünsche zum Hochzeitstag. Es ist ja wirklich rührend, wie du euer Glück beschrieben hast. Vielleicht schafft ihr auch noch die Goldene Hochzeit, wir wünschen es euch jedenfalls.
Wir können es gut nachvollziehen, dass ihr mal ein paar Tage Ruhe braucht. Die tollen Erlebnisse wollen ja nicht konsumiert werden, sondern man will manches einfach genießen. Weniger ist mehr sage ich mir. Bei unseren Radtouren waren wir auch oft viel zu schnell unterwegs und hängen bleiben in der Erinnerung sowieso meist nette Begegnungen mit Gleichgesinnten oder halt ganz persönliche Eindrücke von Landschaften oder Stimmungen.
A Grüßla aus Färdd

Antwort von Iris und Gunnar

Grüße zurück nach Färdd und ganz lieben Dank! Ja, wir können was das Reisen angeht noch einiges von euch lernen …