Von Bergen bis ins Nordland
Nach der wundervollen Fjord-Landschaft ging es für uns erst einmal weiter nach Bergen. Und das bei einem Traum-Wetter, von wegen in Bergen regnet es immer, das ist bestimmt genau so eine Touristenfalle wie dass es in Norwegen Elche gibt. Wir sind fest überzeugt, dass das nur von den Norwegern verbreitet wird um das Land zu promoten. ;)
Bergen ist eine, für norwegische Verhältnisse, Großstadt mit viel Leben und hippen Vierteln durch die man sich treiben lassen kann. Hier haben wir gerne mal einen kostenpflichtigen Stellplatz in Kauf genommen. Trotzdem werden wir vermutlich auf Reisen weiterhin die kleinen malerischen Fischerdörfer den Metropolen vorziehen, wir sind halt im Herzen richtige naturverbundene Landeier.
Der Reiseabschnitt zwischen Bergen und Ålesund hat uns allerdings absolut überrascht. Wir hatten diese Reiseabschnitt eher als einen weniger sehenswerten angesehen – weit gefehlt! Es gibt dort nicht viel Zivilisation, ausser spärlich bebaute Landschaft und der E39, welche sich um Fjorde, über Bergenpässe und um unzählige Seen herumschlängelt. Somit ist wirklich fast jeder Stellplatz auf dieser Strecke einzigartig und genau das Richtige für uns – Klasse!
Damit wir bei dem vielen Autofahren nicht einrosten, haben wir uns schließlich eine auf den ersten Blick absolut machbare Rundwanderung um einen See herausgesucht. Wir parkten auf einem Stellplatz auf der Sonnenseite des noch teilweise zugefrorenen Sees und haben einiges an Lehrgeld gezahlt. Gunnar ist ja echt fit, ihm hat die Wander-Tortour nicht so viel ausgemacht. Ich bin hingegen weit über meine Grenzen hinausgegangen und hätte, wenn es möglich gewesen wäre, die Wanderung mehrmals abgebrochen. Aber möglich war das nicht, wie wir dann nach der Hälfte der Strecke festgestellt hatten. Der erste Teil der Strecke ging über Stock und Stein, wunderschön aber auch schon sehr anstrengend. Der Weg war liebevoll angelegt mit vielen Holzstegen, mehreren Schaukeln und vielen tollen Sitzgelegenheiten. Als wir auf der anderen Seite angekommen waren, war ich ehrlich gesagt schon körperlich durchaus ausgelastet. Der zweite Teil des Rundwegs verlief allerdings im Schatten und war deshalb fast durchgehend mit Schnee bedeckt, bzw. mit Eisplatten und ging direkt am zugefrorenen See entlang, dessen Eis allerdings auch nicht mehr tragfähig war. Insgesamt über 4 Stunden haben wir gebraucht für gerade mal 6km. Immer wieder neue Landzungen hielten uns davon ab endlich am Ziel anzukommen. Und als wir endlich unseren Buddy in Sichtweite hatten war ich komplett überfordert. Ich bin danach ohne Essen direkt ins Bett und hatte am nächsten Tag den Muskelkater des Jahrhunderts. Die Lehre haben wir gezogen: Im Frühling in Norwegen gibt es stellenweise noch sehr viel Schnee. Und nur zur Info es sind uns zwei Joggerinnen entgegengekommen, die das ganze im Laufschritt absolviert haben. Tiefster Respekt.
Was wir nicht erwartet hatten, dass es auf einmal, als wir auf einem schönen Stellplatz die verregnete Aussicht genossen, von unserem Heki (Deckenfenster) auf unseren Tisch tropfte, welches sich dann auch langsam aber stetig zu einem Wasserstrahl entwickelte. Kurze Panik, Auto entgegengesetzt gestellt, dann Begutachtung Fenster, Recherche und Händler kontaktiert. Letzteres hatte selbstredend keinen Erfolg, da es Wochenende war. Die Lösung für uns war einfach, wir haben die Schrauben des Hekis vorsichtig nachgezogen, dabei immer mit dem Leitsatz vor Augen "Nach fest, kommt ab!". So wurde keine Schraube überdreht und das Problem nicht verschlimmert. Unser Händler meinte am Montag dann auch, dass man hierbei sehr vorsichtig sein muss, da man die Schrauben nur mit einem sehr geringen Drehmoment nachziehen darf. Es kamen danach wieder einige ausgiebige Dichtigkeitstests während unserer Tour und bisher, toi toi toi, blieb alles dicht.
Ein weiteres administratives Meisterwerk haben wir nun auch von unterwegs noch geregelt. Fast täglich ist man hier auf einer kleineren oder größeren Fähre unterwegs und die kosten ganz schön viel Geld. Gelesen haben wir viel über das Fährsystem in Norwegen, allerdings erst als wir schon unterwegs waren. Seit unserer letzten Norwegenreise hat sich nämlich hier so einiges verändert. Wir haben uns gleich in Schweden bei epass24 angemeldet, damit die vielen Zollstraßen in Skandinavien komfortabel von unserer Kreditkarte abgebucht werden. Allerdings wurde uns dann bei den ersten Fähren bewusst, dass wir immer extra abkassiert werden mussten und daher den vollen Preis zahlen mussten, wohingegen andere Touristen 50% Rabatt bekommen haben. Und da kommt dann schon so einiges zusammen. Wenn man bei dem norwegischen Zollsystem autopass.no recherchiert, dann wird einem überall gesagt, dass man das Wochen vor der Abreise zu Hause erledigen muss. Man soll sich also einen Autopass-Tag und eine Autoferje-Card zuschicken lassen, um diese dann letztendlich bei der Einreise ins Land dabei zu haben. Und nur dann bekommt man gesagte 50% Rabatt. Ich glaube bei der ungefähr zehnten Fähre hat es uns dann zu sehr gewurmt und wir haben bei der Hotline von Autopass angerufen, ob das denn wirklich nur so ginge. Und da haben sie uns gesagt, dass mit Ausnahme von 2 winzigen Fähren im ganzen Land überall nur das Kennzeichen kontrolliert würde und wir deshalb weder den Zoll-Tag noch die Fährenkarte physisch bräuchten, um nicht nur automatisch erfasst zu werden bei jeder Fähre, sondern vor allem von den 50% zu profitieren – allerdings nur wenn man das persönliche Fährkonto vorher mit ausreichend Geld auflädt. Und das können wir nun auch bereits bestätigen, selbst die teuerste Fähre von Bodø nach Moskenes auf die Lofoten haben wir nun mit einem dicken Rabatt von 50% bezahlt.
Wir sind jetzt bereits nördlich des Polarkreises und es wird bereits jetzt Ende April hier später dunkel als wir ins Bett gehen können. Letzte Nacht haben wir auf dem Saltfjell-Pass, hoch oberhalb der Baumgrenze, kurz hinter dem Polarkreis genächtig. Auch eine absolut naturnahe Erfahrung so eine Übernachtung im eigenen Hotelzimmer inmitten der rauen Arktis.
Das nächste Highlight kam nach nur insgesamt 6000 elchfreien Kilometern in Norwegen – wir haben eine Elchkuh am Straßenrand gesehen. Vermutlich wurde die Elchdame auch vom Tourismusamt Norwegens dort angebunden, damit die vielen Touristen nicht hinter den Mythos Elchland Norwegen kommen. Wir haben zwar bereits auf unserer letzten Reise eine Elch in freier Wildbahn gesehen, allerdings nicht innerhalb der 4000km in Norwegen, sondern in Südschweden am Straßenrand kurz vor der Fähre. Da hatten wir wirklich bereits alle Hoffnungen aufgegeben.
Gunnar und ich shoppen ja wirklich gerne, Gunnar mehr Lebensmittel und Gadgets, ich – ganz Frau – natürlich Klamotten, Schuhe und Taschen. Als wir allerdings an einem -70% Outlet der norwegischen Bekleidungsmarke Skogstad vorbeikamen, konnten wir uns nicht zurückhalten. 7 Teile sind in den Camper gewandert – voll ausgestattet sind wir nun für nördlich des Polarkreises. Und der gute Kastenwagen ist nun wirklich voll bis in den letzten Winkel. Gut dass wir bereits seit 4 Wochen Vorräte eliminieren, damit wir noch unter den 3,5 Tonnen Gewicht bleiben.
Ganz besonders hat es uns auch der Atlanterhavsveien angetan, eigentlich ist er gar nicht so lang – 35 km – aber die berühmte Brücke die sich in einer Kurve über einen Fjord krümmt ist schon wirklich sehenswert. Gleich 3x sind wir hin und her gefahren, weil es auch vom Steuer aus wirklich ein Erlebnis ist. Bei solchen Gelegenheiten wünschen wir uns natürlich eine Drohne an Bord zu haben. So könnte man solche Dinge noch aus ganz neuen Perspektiven festhalten. Aber seien wir mal ehrlich, wie sollen wir das auch noch neben Arbeit, Freizeit, Bloggen, Fotografieren und Malen ohne Stress in unsere Reisen unterbringen. So eine Videoproduktion ist eben auch nicht mal in ner Stunde erledigt. So bleibt dieser Traum vorerst weiterhin Zukunftsmusik.
Nach Trondheim haben wir übrigens Strecke gemacht und haben den Mittelteil von Norwegen übersprungen, nicht dass der nicht bestimmt auch sehenswert gewesen wäre, aber auch bei mehreren Monaten Zeit für Norwegen muss man selektieren. Wir haben uns entschieden viel Zeit für die Lofoten, Vesterålen und Senja aufzuheben und so sind wir nun mittlerweile auf den Lofoten.
In eigener Sache: Vielen lieben Dank für Eure Kommentare! Falls Du über ein bestimmtes Thema (Technik, Gadgets, Reiseziele, Ausbautipps) mehr wissen willst oder sonstige Anregungen und Hinweise hast, teile sie uns bitte mit. Entweder in einem Kommentar oder per direkter Nachricht an uns. Wir sammeln weiter die Vorschläge. Aktuell eingegangen sind Bitten für einen weiteren Produkttest sowie die Möglichkeit Fotos einzeln zu kommentieren – wir recherchieren bereits nach einer Lösung.
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Kommentare
Kommentar von Caroline Manger |
Tolle Fotos!!!! Ich hätte gerne mehr zum Thema Gadgets, Technik, Reiseziele und … Camperausbau!
Antwort von Iris und Gunnar
Danke Dir Caro! Gut zu wissen, das werden wir mal mit einplanen!
Kommentar von Wolfgang Kraus |
Guten Morgen Euch Beiden!
Ich freue mich immer über einen neuen Reisebericht.
Die Bilder - der Wahnsinn - so klar und farbenfroh! Immer wieder ein wenig Urlaub für mich - DANKE!
Übrigens schaut Hilde Eure Berichte auch mit Begeisterung an!
Euch eine gute Zeit ohne größere "Wasserschäden"!
Übrigens: Gester hatten wir Hütteneröffnung. Da es relativ kalt war wurde nicht so viel getrunken. Aber Weißwürste, Brezeln und Kuchen war bald ausverkauft. Es war wieder eine gelungene Veranstaltung der Umsatz wäre bei 5 Grad mehr besser gewesen!
Als nächstes kommt der "Vatertag"!
Bis dahin wird es wohl wärmer!?
Antwort von Iris und Gunnar
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für deine Komplimente, das motiviert uns immer wieder total, wenn solches Feedback kommt!
Wir drücken den NaturFreunden absolut die Daumen für den Vatertag, wäre schade wenn euer ganzes Engagement nicht belohnt wird.
LG Iris und Gunnar
Kommentar von Jürgen |
Was für eine wunderbare Landschaft ihr auf den Fotos festgehalten habt. Beneidenswert dort sein zu dürfen. Auch wenn es mir jetzt noch zu kalt wäre. Bedauerlich finde ich, dass ihr euch die Traumstraße RV17 nicht gegönnt habt, denn die ist ein echtes Highlight. Sie führt von Steinkjer nach Bodö direkt an der Küste entlang und beinhaltet sieben Fähren. Auch die Inseln (besonders Leka) entlang dieser Strecke sind absolut lohnenswert. Apropos Inseln. Eine geniale Insel ist Veröy (südlich der Lofoten). Eine Wanderung entlang der Nordinsel bleibt ein großes Naturerlebnis. Dort gibt es auch einen wilden Abstellplatz für euren Camper.
Antwort von Iris und Gunnar
Hallo Jürgen,
die Küstenstraße haben wir in Teilen vor 4 Jahren schon gemacht, aber uns auch - weil sie so schön ist - noch für den Rückweg als Schmankerl aufgehoben, wenn wir noch Zeit haben.
Deinen Tipp mir Væroy, das wussten wir nicht … vielleicht müssen wir das auf eine wärmere Gelegenheit verschieben aber vielen Dank. Es ist schon so gerade noch sehr kalt hier … aber eben auch so schön leer.
Vielen Dank für deinen Kommentar und die guten Tipps!