Und wie ist es nun so?

Nach dem ersten Schock auf dem durch uns mitverursachten Stau auf der One-Lane-Road, haben wir uns erst einmal mit zwei Nächten mit Blick aufs Meer wiederherstellen müssen. An Autofahren wollten wir beide vorerst mal nicht denken.

Aber nun, nachdem wir das Ganze etwas verdaut haben, flutscht es nur so. Man hat sich gut an den Linksverkehr gewöhnt. Gunnar fährt wirklich sensationell. Aber wie nahe man hier diversen LKWs und Wohnwagen auf der Beifahrerseite kommt – ohne dass man als Beifahrer eingreifen kann – erzeugt bei mir schon gelegentlich immer wieder unterbewusste Stöhn- und Wimmerlaute.

Nun sind wir hier in Schottland natürlich auch nicht nur zum Spaß. Wir arbeiten in unseren Urlauben auch jeden Tag (Ausnahmen bestätigen die Regel). Nur so können wir es uns ermöglichen auch mal 2 oder 3 Monate unterwegs zu sein. Wir mussten auch schon Urlaube abbrechen, da zu viel zu tun war und die Live-Work-Balance zu kurz kam.
Wir haben im Camper ein voll ausgestattetes Büro mit zwei Arbeitsplätzen und für deutsche Verhältnisse ein Spitzen-Internet auch an den entlegendsten Plätzen. Und wenn wir dann mal komplett im Niemandsland sind, dann bleiben wir da eben maximal eine Nacht, damit wir für unsere Kunden erreichbar bleiben.

Da wir eine 4G-Antenne auf unserem Van verbaut haben und einen Router im Inneren, der für uns ein Wlan bereitstellt, müssen wir nur in jedem neuen Land eine lokale Sim-Karte kaufen und dort entsprechend ausreichend Datenvolumen aufbuchen. Das machen wir natürlich gerne, da wir dafür auch mal mir Meerblick arbeiten dürfen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir einen kreativen Beruf haben, der bei uns zumindest, in schöner Umgebung auch für viel Ideenreichtum sorgt.

Besonderer Dank gilt auch hier wieder unseren Eltern, mit denen wir zusammen an unserem Hauptwohnsitz in einem Mehrgenerationenhaus wohnen. Sie kümmern sich um unsere private und berufliche Post, öffnen uns ggf. Briefe und und informieren uns über alles Wichtige. Für diese Unterstützung aus der Ferne, sind wir stets sehr sehr dankbar.

Aber was ist denn nun passiert in den letzten Tagen?

Es hat uns weiter nördlich gezogen in den Loch Lomand & The Trossachs Nationalpark. Dort waren wir 3 Tage im "Outback" und haben auf dem Three Lochs Forrest Drive gecampt. Dieser Nationalpark ist in Schottland der einzige, der auf Grund der Touristenschwemme nicht frei zugänglich für Wildsteher und Camper aller Art ist. Hier bucht man mindestens ein oder zwei Wochen vor Ankunft ein Ticket und darf dann damit in bestimmten Regionen des Nationalparks auf beschilderten Stellplätzen übernachten.

Das klingt jetzt so gar nicht nach Outback – ist es aber irgendwie doch. Der Park schließt nämlich um 16 Uhr seine Tore und dann ist man mit ein paar wenigen anderen Campern im großen Nationalpark allein. Wenn man am frühen Abend noch ein paar andere Outdoor-Jünger sieht – irgendwann kehrt eine unglaubliche Ruhe ein und in der Regel ist man an seinem Platz auch mutterseelenallein. Und das hat uns soooo gut gefallen. Man hört nichts ausser dem Rauschen des Windes, ab und an ein paar schrille Vogelschreie und das Plätschern des angrenzenden Baches. Wow das war schön. So schön, dass mein Mann früh am ersten Morgen unten ohne vor den Kastenwagen gesprungen ist und sich gestreckt hat, um das Freiheitsgefühl auch körperlich zu unterstreichen. Gut, dass da wirklich niemand weiter unterwegs war ausser uns.

Am letzten Abend im Park haben wir dann noch ein anderes deutsches Pärchen kennengelernt, mit dem wir die folgenden zwei Tage verbracht haben. Wir sind uns sicher, dass das nicht das letzte Treffen mit den beiden war.

Am nächsten Morgen ging es weiter zum Loch Katrine. Dass wir uns dort mit den beiden tatsächlich wiedergetroffen haben, war allerdings eher Schicksal. Wir hatten nämlich zusammen ausgemacht, uns am Pier des Loch Katrine am folgenden Abend zu treffen, allerdings ohne zu wissen, dass es dort zwei verschiedene Piers am völlig anderen Ende des Sees gibt und jeder von einem anderen sprach.

Glücklicherweise haben uns die beiden aber aufgegabelt und wir haben uns schließlich am Pier in Stronachlachar wiedergetroffen. Der Weg dorthin – eine 20km lange Sackgasse, natürlich nur mit One-Lane-Road – war nichts für schwache Nerven. Es gibt hier zwar oft One-Lane-Roads, aber viele befinden sich im offenen Gelände und man sieht bereits von weitem den entgegenkommenden Verkehr und kann sich leicht eine passende Passierstelle suchen.

Nicht so bei dieser One-Lane-Road. Sie schlängelt sich durch tiefen Wald, es geht ständig auf und ab und um engste Kurven und die Straße ist an beiden Seiten stark bewachsen. So sieht man entgegenkommende Fahrzeuge wirklich erst kurz bevor es zu knapp ist. Ja ich weiß, ich bin ein alter Angsthase, wenn es um das Autofahren geht. Aber hier hat auch Gunnar dringend nach Ankunft ein kühles Bier gebraucht, um den Puls wieder auf normale Werte zu bekommen.

Wie es nun mal aber oft so ist, verbergen sich hinter den schwierigsten Pfaden die schönsten Orte und abgesehen davon auch die meisten Midges. Und die sind ja leider so winzig, dass sie von einem Standard-Fliegengitter im Van nicht im geringsten abgehalten werden. Pizza, das Seeufer an einem fast unwirkliches Berg-Panorama haben uns hier etwas übermütig die Midges ignorieren lassen. Die Folgen davon sieht man heute noch an Gunnars beiden Beinen. Sie sind bis zum Knie übersäht mit ca. 40 dunkelroten Stichen je Bein von den Midges. Ein Foto hiervon ersparen wir Euch.

Bis dahin haben wir uns noch gedacht, dass ja super klappen würde mit uns und dem Midges in Schottland. Wir haben kaum welche gesehen und sie haben uns nur zeitweise etwas genervt aber kaum gestochen. Übrigens ist auch das Wetter hier in Schottland gerade unglaublich gut. Wir sind nun seit ziemlich genau 2 Wochen hier und haben tagsüber fast durchgehend Sonnenschein mit angenehmen 20–25 Grad – perfektes Reisewetter für uns.

Am nächsten Tag sind wir auch wieder im 4er-Gespann weiter gezogen auf einen abgelegenen Stellplatz in den Bergen, an welchem wir eine unglaublich schöne Zeit hatten. Dort haben wir sogar mit dem Fernglas Rotwild am gegenüberliegenden Hang entdecken können. Unter anderem sogar einen stattlichen Hirschen mit voll ausgeprägtem Geweih.
Neben dem unermüdlichen Blöken der Schafe und einem guten Rotwein gab es dann abends einen, mit Schleierwolken verdeckten, riesigen roten Mond und dazu ein Gesangsbattle zweier Käuzchen - schaurig schön für den letzten gemeinsamen Abend. Wir reisen nun weiter nördlich und unser wundervolle Reisebegleitung muss leider langsam den Rückweg nach Hamburg antreten, gut dass wir da im Oktober sowieso vorbeikommen ;)

Bei dieser Gelegenheit viele Grüße an euch, wir haben die Zeit mit euch unglaublich genossen und es war so toll, Gleichgesinnte in so vielen Bereichen des Lebens zu finden. Danke ihr beiden!

(Kommentare: 2)

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Kommentare

Kommentar von Regina Schiemann |

Ach ich beneide Euch, das sieht ja wirklich toll aus. Hier spielt es spät abends die Shetland Insel Krimis da hätte man Erholung pur rundherum nicht viel nur Natur und Ruhe, das ist ja sicher von Euch nicht allzuweit entfernt? Die Temperaturen wären zur Zeit auch wesentlich angenehmer.
Noch recht viel Spaß, bleibt gesund. Lg Regina

Antwort von Iris und Gunnar

wie schön dass du uns eifrig folgst! danke Regina

Kommentar von Mangeries |

🫶🏼

Antwort von Iris und Gunnar

☺️🤗