Und dann kam alles anders ...

Eigentlich wollten wir noch Wochen auf Senja verbringen, aber das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Dauer-Schnee-Regen war angesagt und das weitere 10 Tage, nachdem wir bereits gute zwei Wochen kaum Sonne gesehen hatten.

Jeden Tag mehrfach mit nassen Klamotten wieder vom Wandern / Einkaufen etc. hereinzukommen und die Sachen im Kastenwagen trocknen lassen zu müssen, das hat auch bei Buddy Spuren hinterlassen. Um künftigen Schimmel zu vermeiden, müssen wir ihn dringend mal auslüften lassen und alle feuchten Stellen abtrocknen lassen. Und so haben wir uns schweren Herzens entschlossen, Senja für dieses Mal abzuschließen. Die Insel ist wunderschön und einzigartig. Wir haben immerhin schon einen großen Teil bereisen können und den Rest gibt es eben ein ander Mal.

Norwegische Freundlichkeit

Ein letztes Mal wollten wir bevor wir aufbrechen noch einkaufen, auch um Pfand loszuwerden. Sonst wollten wir eigentlich nichts außer nochmal Frischwasser tanken und Grauwasser ablassen. Der kommunale Wohnmobil-Service-Bereich, welcher sich direkt neben dem Supermarkt befand, zeigte beim Grauwasser voll an und beim Trinkwasser war das Schild "Trinkwasser" weggeflext. Letzteres geschah sicherlich nicht ohne Grund, könnte aber auch nur aus Versicherungsgründen entfernt worden sein – wir haben trotzdem lieber auf das Auffüllen verzichtet. Trotzdem war unser Trinkwassertank leer und wir fassten den Entschluss mal im Supermarkt nachzufragen.
Da kein Pfandautomat zu sehen war und auch sonst niemand, hielten wir Ausschau nach einem Angestellten. Wir fanden einen und fragten auf Englisch nach dem Prozedere der hiesigen Pfandrückgabe. Der Angestellte antwortete in astreinem brandenburger Dialekt. Iris raffte es schneller, ich war noch am entschlüsseln, bis ich die ungewohnten Laute zuordnen konnte.
Es folgte für uns eine fantastische 15minütige Norwegen-Supermarkt-Führung – wir wissen jetzt wo er wohnt, wieviel Kilogramm er zugenommen hat seit er in Norwegen lebt, da er alles ausprobieren musste und dass er eine norwegische Frau hat.
Interessant war auch, was man eben unbedingt probiert haben muss (Maissnacks mit belgischer Schokolade in Trichterform, noch so etwas ähnliches in Kissenform mit starkem süß-salzig-Touch, Karamelkäse, Tomaten-Makrelenfilets aus der Tube, alles mögliche andere aus der Tube sowie gefülltes Lakritz), was er immer mitbringen muss, wenn er in die alte Heimat fährt (Karamellkäse und diese Schoko-Mais-Snacks) und was eher gar nicht so sein Geschmack ist (Fiskekakker, das sind diese Fischbuletten, welche uns so gut schmecken).
Dann kamen wir noch auf den kommunalen Wohnmobil-Service-Platz zu sprechen und wo man hier denn Trinkwasser herbekommt. Er sagte er kümmert sich darum, zumindest um den Grauwasserbereich und telefonierte drauf los. Und so war es dann auch, am nächsten Morgen war er zwar nicht da, aber der Grauwasserbereich war nutzbar.
Vielen Dank für dieses wundervolle Erlebnis und die unschätzbare Hilfe bei unserem Einkauf.

Trinkwasser bekamen wir dann an einer Tankstelle, da der nächste Service-Bereich auch kein Trinkwasser hatte. Nachdem dann wirklich alles erledigt war wollten wir Strecke machen, um endlich aus dem Tiefdruckgebiet herauszukommen.

Dass die Landschaft nördlich des Polarkreises wirklich noch im Winterschlaf war, haben wir dann erst gemerkt, als auf der Höhe von Bodø plötzlich alles grün wurde. Überall frische Knospen, hellgrüne Birken und viele saftige Wiesen – das waren unsere Augen gar nicht mehr gewöhnt. Da merkt man erst, was man die ganze Zeit vermisst hat.

Die Helgelandskysten

Unser neuer Plan war jetzt, eine absolute Perle von Norwegen zu befahren: die Helgelandskysten. Diese Panoramastraße schlängelt sich an der Westküste auf der Fylkesvei 17 (der Kreisstraße 17) zwischen Bodø und Steinkjer sagenhafte 433 km über Inseln und Halbinseln und beinhaltet sechs Fähren. Dabei ist man kontinuierlich zwischen dem Meer und den immer noch hohen Bergen, es gibt unzählige Haltebuchten, Picknickplätze und Rastplätze und man könnte hier auch Wochen lang entlang tingeln.

Wie wir gemerkt haben, machen die meisten Touristen die Route von Süden nach Norden und nicht wie wir umgekehrt. So war es niemals ein Problem noch einen Platz auf den Fähren zu ergattern.

Aber erst mal haben wir noch ziemlich weit oben auf der Panoramaroute Gunnars Geburtstag gefeiert. Und das alleine an einem kilometerlangen Sandstrand. Angeblich soll es hier von Campern wimmeln – wir haben diesen paradiesischen Ort doch tatsächlich drei Tage lang sozusagen ganz allein für uns gehabt. Das beste daran: es gibt ein ganzjährig beheiztes Sanitärhaus, mit Duschräumen in denen 2 Duschen nebeneinander (siehe Foto) angebracht sind und man so miteinander duschen kann, ohne sich um die Brause zu prügeln. Dieser für uns unschlagbare Luxus wird übrigens von der Gemeinde gegen Spende für die Camper angeboten – danke liebe Gemeinde Sandvik auf Sandøya für diesen liebevollen Empfang.

Was wir uns noch geleistet haben zu Gunnars Geburtstag ist eine Flasche Whiskey. Eigentlich wollten wir uns mit meinem Kindergarten-Freund aus Amerika auf Senja treffen und uns von ihm eine Flasche Jameson Whiskey aus dem Duty-Free-Shop mitbringen lassen. Das hat leider nicht geklappt, er hat im letzten Moment gemerkt, dass seine Papiere kurz vor dem ablaufen waren und wollte daher verständlicherweise nicht im Ausland feststecken.

Wie man weiß, ist Alkohol, Hochprozentiges im Speziellen, sehr teuer in Norwegen. Duty Free hätte die Flasche Jameson um die 25 Euro gekostet. Hier in Norwegen gibt es Wein und Spirituosen nur im staatlichen Vinmonopolet zu kaufen. Und dort kostete die Flasche an die 50 Euro – und das war bei weitem der günstigste Whiskey. Was tut man nicht alles für die Zufriedenheit des Geburtstagskindes!

Die von mir für Gunnar geplante Zimtschneckenbäckerei entpuppte sich als gelungene Adaption des berühmten Märchens der Gebrüder Grimm "Der süße Brei". Angedacht war die Hälfte der Mengen aus dem Rezept zu nehmen, da dieses für 30 Zimtschnecken ausgelegt war. Das hatte ich dann beim Mischen der Zutaten aber glatt wieder vergessen, und die volle Menge angerührt. Der Teig ging weiter und weiter auf durch die Hefe und da es soooviel Teig war haben wir uns spontan entschieden, daraus zwei volle OMNIA-Backöfen-Durchläufe durchzuziehen. Einmal süß als Zimtschneckenberg und einmal abends als Knoblauchbrot-Variante.
Das klappte auch erstaunlich gut, hat viel Spaß gemacht und uns zusammen eine Lösung finden lassen. Danke Iris für diesen voll und ganz wundervollen Tag!

Der Stellplatz auf Sandøya hatte ausserdem mindestens sechs Geo-Caches, eine weitere große Leidenschaft von Gunnar. So haben wir die drei Tage Auszeit dort in vollen Zügen genießen können, ein bisschen gefeiert, viel gegessen, die Natur erkundet, lange Strandspaziergänge genossen und die Ruhe nach dem vielen Autofahren kam auch nicht zu kurz.

Dass es in Norwegen Elche gibt, das können wir nun vielfach bestätigen. Allerdings haben wir mit einer Ausnahme alle am Nachmittag entdeckt – scheinbar machen Elche im Sommer, wo die Nächte so kurz sind, noch einen kleinen Nachmittagssnack, kann man ja nachvollziehen, so lange hungern geht nicht. Und nun haben wir auch 2 stattliche Elchbullen entdeckt und auch eine Elchkuh mit zwei hellbraunen Elchkälbern. Insgesamt gezählt haben wir bis zum heutigen Tag sagenhaften acht Elche auf unserer Reise!

Dank einem Tipp von Br. Jürgen haben wir dazwischen noch eine längere Pause auf der Insel Leka im Norden vom Trondelag eingeplant, wo wir uns im Augenblick befinden. Was wir bis jetzt gesehen haben, rentiert sich absolut, aber davon wollen wir euch gern im nächsten Blog berichten. Danke dir dafür schon einmal, lieber Jürgen.

(Kommentare: 2)

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Kommentare

Kommentar von Caro |

So tolle Bilder!!!! ❤️

Kommentar von Hildegard & Wolfgang Kraus |

Wunderschönen guten Morgen wünschen wir euch Beiden!
Noch vor dem Frühstück haben wir Euren Reisebericht genossen. Wir gehen hier mit kurzer Hose kurzem Hemd wandern. Da können wir schon verstehen das Ihr nach Tagen oder Wochen von Nässe und Kälte etwas südlicher wollt. Auch der Bus will mal von der Sonne geküsst werden! (Feuchtigkeit versteckt sich leider überall!)
Vielen Dank für die wunderbaren Bilder, besonder das wo das Grün langsam den Berg erkimmt!
Euch noch viele wunderbare Erlebnisse!
Hilde & Wolfgang