Sturmwarnung

Seit nunmehr über einer Woche haben wir Sturm an der Küste. Die App "Windy" leistet hier gute Dienste und zeigt uns detailliert auf, wie es gerade vor Ort aussieht und was wir wo zu erwarten haben. Sturm habt ihr ja Zuhause auch - wir haben das Glück mobil zu sein und wenn es zu heftig wird, geschütztere Orte aufzusuchen. Andererseits bekommt man im Van einen Sturm fast schon hautnah mit. Es wackelt und pfeift, rüttelt und schüttelt fast 24h am Tag, seit nunmehr 7 Tagen.

Und ganz ehrlich – so langsam nervt's. Die ersten Nächte habe ich (Iris) kaum geschlafen – Gunnar schläft sowieso bei jeglichen Bedingungen wie ein Murmeltier. Aber so ist es wohl in der Bretagne in den ersten Wochen eines neuen Jahres – die Einheimischen sind gechillt wie eh und jeh. Berichtet haben uns einige davon – geglaubt haben wir es irgendwie nicht. Aber es hat wie immer auch seine gute Seite: das Meer ist aufgewühlt, Gischt schäumt weit draußen über den Felsen und die Wellen krachen mit lautem Getöse auf den Strand. Währenddessen chillen wir mit heißen Tee im mollig warmen Kastenwagen. So lässt es sich aushalten.

Gute Fortschritte macht auch unsere Ernährungsumstellung, welche wir seit Ende September 2021 durchziehen. 6 Tage die Woche wird soweit es geht, konsequent auf Fett, Zucker und Alkohol verzichtet und am 7. Tage darf man einfach alles Essen und Trinken worauf man Lust hat. Und unser 7. Tag wird meist so geplant, dass wir wenig oder keine Verpflichtungen haben. So findet besagter Tag meist an einem Freitag oder Samstag statt. Die Erfolge dieser – für uns einzig funktionierenden Diät – sind nicht nur an der Waage ablesbar. Insgesamt fühlen wir uns besser und alles fällt "a weng" leichter. Am letzten Freitag – am wöchentlichen Cheatday – kämpften wir uns bei böigen 100 km/h Gegenwind ins nahegelegene Restaurant. Zu der Zeit standen wir auf einem Stellplatz direkt am Meer, geschützt hinter den Dünen. Eigentlich waren es nur wenige hundert Meter aber die hatten es in sich und wir mussten uns gemeinsam regelrecht in den Wind lehnen, um voranzukommen. Die Belohnung hatte es in sich.

In dem Bretonischen Restaurant in Meneham haben wir uns dann mal so richtig verwöhnen lassen. Es gab Cider und frisches bestes regionales Faßbier für den ersten Durst und anschließend Fish & Chips in der bretonischen Variante mit gebackenen Algen und Kartoffelecken als Beilage. Dazu eine Flasche Rotwein in Bio-Qualität aus der Rhône und als Nachtisch einen Crêpe mit Caramel, gerösteten Mandeln, Vanille-Eis und Schlagsahne – was für ein Festschmaus! So formte sich mit diesen regionalen Köstlichkeiten unser Prädikat "Besonders erlebenswert" für "Meneham". Wir finden ja die regionalen Köstlichkeiten zu erleben, gehört genauso zum Reisen dazu wie die Kultur und Geschichte.

Prison Break – Wir sind gefangen

Der tagelange Sturm führte noch zu etwas anderen unerwarteten Komplikationen. Auf besagtem Stellplatz, welcher durch eine Schranke und einem damit verknüpften Buchungsautomaten versehen war, hat sich wegen den Wetterkapriolen die Software verabschiedet. So konnten keine Verlängerungstage mehr gebucht werden und auch neue Gäste konnten somit nicht mehr einfahren. Wir wunderten uns etwas, dass wir nur noch die einzigen Camper auf diesem wunderschönen 72-Plätze-Stellplatz waren und keine neuen mehr anreisten. Als dann aber unsere Aufenthaltsdauer abgelaufen war und es uns nicht mehr möglich war, am Terminal zu zahlen, wussten wir wo der Hase im Pfeffer liegt. Wir steckten hinter der Schranke auf dem Stellplatz fest. So sendeten wir dem Besitzer eine französische SMS und schilderten die Situation. Einen Tag später wurden wir dann aus unserer Einzelhaft befreit. Das Gute daran: Wir brauchten für die Nacht hinter Gittern nichts bezahlen.

Dieser Ort Meneham übrigens, an dem dies passierte, ist auch genau der Ort, an dem wir Ende Oktober letztes Jahr die Reise abbrechen mussten. Damals stand fest, dass wir hier das nächste Mal unsere Reise so richtig fortsetzen werden. Wir finden dieser Strand, alles hier, hat etwas ganz besonderes. Weißer Sand, umrahmt von Dünen und der Strand ist übersäht von runden Felsformationen soweit man blicken kann. Bei Ebbe gleicht das Ganze einem Abenteuerspielplatz – nicht nur für die Kleinen. Es gibt soviel zu entdecken, fotografieren und zu beklettern. Wir kommen gern wieder. Au revoir Meneham! 

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