Frohe Weihnachten aus Irland

Dieses Jahr haben wir einmal ganz anders Weihnachten gefeiert als sonst. Keinen echten Weihnachtsbaum, keine Familie und auch keine Geschenke. Der Weihnachtsbraten ist ausgefallen, weil wir im einzigen winzigen Laden im Umkreis von 40 km kurz vor Heiligabend nichts von dem bekommen haben, was wir uns vorher alles für das Festmahl überlegt hatten.

Schön war es trotzdem, nur anders. Mit den Eltern haben wir einen langen Videocall abgehalten, das ist natürlich nicht das gleiche, hat aber die Sehnsucht nach Familie an Weihnachten etwas gestillt. Der Ausblick aus dem Wohnmobil am Heiligabend eine 10 von 10. Direkt auf die Klippen von Kilkee, mit Sonnenaufgang am Weihnachtsmorgen des 25. Dezember. Von diesen Klippen wurde uns vorher von einer freundlichen Hafenangestellten gesagt, sie seien eigentlich noch viel schöner als die berühmten Cliffs of Moher. Nun, wir wissen mit Geheimtipps umzugehen und waren natürlich vor Ort. Wir sind hin- und hergerissen und finden beide auf ihre eigene Weise sehr beeindruckend. Die Cliffs of Kilkee haben sogar neben uns, Größen wie Charlotte Bronté, Danny Devito und Che Guevara gesehen, wie uns auf einem Schild direkt erläutert wurde. Mir waren diese Klippen vorher völlig unbekannt obwohl ich schon so viele Male in Irland war.

Am 26.12., zum Sonnenaufgang, dem wohl besten Zeitpunkt überhaupt, haben wir die normalerweise völlig überlaufenen Cliffs of Moher besucht. Dass der Sonnenaufgang im Moment hier gerade um 8:50 Uhr stattfindet, spielte uns dabei natürlich sehr in die Karten. Nur ein einziger Tourist war schneller, alle anderen Iren waren bestimmt gerade dabei den Weihnachtsbraten und das letzte Pint des Vorabends zu verarbeiten. Und was soll ich sagen, so ganz ohne andere Menschen ist dieser Touristenmagnet einfach nochmal eine völlig andere Erfahrung. Eingetaucht in das goldene Licht der Morgensonne, einfach magisch. Nebenbei haben wir so auch die stattlichen Eintrittskosten von 24 Euro gespart, die wir an jedem anderen Tag ausser an den Weihnachtsfeiertagen gezahlt hätten.

Dursey Island

Einen wunderschönen und vor allem in Irland einzigartigen Stopp auf unserer Reise auf dem Wild Atlantic Way Richtung Norden, haben wir auf der Insel Dursey eingelegt. Unsere Erfahrung lehrt uns, Insel auf dem Weg – rauf da, es lohnt sich, immer! Die nur 6 km2 große Insel am äußersten südwestlichen Ende der Beara Halbinsel liegt zwar nur 250 Meter vom Festland entfernt, dahin kommt man aber nur mit der Seilbahn. Übrigens, wer hätte es gedacht, die einzige Seilbahn in Irland. Mit ihr können jeweils bis zu 6 Personen, 3 Schafe oder 1 Kuh befördert werden, wobei Viehtransporte und Einwohner immer Vorrang haben. So steht es auf einem Schild in der Bahn geschrieben. Dieses Abenteuer konnten wir uns nicht entgehen lassen.
Bei bestem Wetter sind wir also am Vormittag übergesetzt auf die Insel und haben dieses Wander- und Naturparadies erkundet. Es gab auf weder auf der Hin- noch auf der Rückreise Probleme mit Vorfahrt von anderen Viechern oder Farmern. Einzigartig schön ist sie, diese Insel. Ganzjährig 3 feste Bewohner hat sie, viele Schafe und Kühe und selbst Delfine und einen Seelöwen konnten wir im Wasser ausmachen. Auch wenn wir es nicht geschafft haben die ganze Insel zu erkunden, was wir gesehen haben hat uns begeistert und ihr werdet einige Bilder davon hier wiederfinden.

Zwischenfazit Wintercamping in Irland

Nun sind wir circa 6 Wochen in Irland und merken schon, so wundervoll dieses Land ist – keine Sorge es wird immer sehr weit oben auf unsere Favoritenliste zu finden sein – es birgt seine Schwächen an so mancher Stelle.

Aber erst einmal zu den Vorzügen: Auch wenn Freistehen hier in Irland nicht erlaubt ist, wir wurden wirklich überall mit offenen Armen empfangen. Selbst an Stellen an denen wir erst nach einer Übernachtung ein Verbotsschild "No overnight Parking" entdeckt haben, wurden wir niemals unfreundlich behandelt oder hätten uns unwillkommen gefühlt. Wir vermuten, dass viele Anwohner nicht nur von den vielen Campern in der Hochsaison profitieren, sondern auch einige sehr genervt von ihnen sind. Aber gezeigt wurde uns das zumindest zu dieser Saison bisher nicht.

Mittlerweile sind wir bei der dritten Gasflasche, haben auch bereits den Anbieter einmal gewechselt (von Calor auf Flo) und nur positive Rückmeldung erhalten, dass das überhaupt kein Problem sei. Es gibt definitiv mehr Shops die Butanflaschen verkaufen als Propan, aber zum wirklichen Problem wurde das bisher nicht. Da die Iren so hilfsbereit sind, mussten wir immer nur jemanden fragen, wo wir sowas kriegen könnten und waren dann immer sofort an der richtigen Stelle.

Was sich als wirkliche Herausforderung herausstellte, war die Suche nach Mülleimern. Ihr habt richtig gehört, einfach ein simpler Mülleimer in dem wir unseren Hausmüll ab und an entsorgen können. Es gibt sie nicht, zumindest nicht in Südirland. Es gibt zwar in manchen Dörfern örtliche Mülleimer an manchen öffentlichen Plätzen, die haben aber so eine winzige Öffnung dass selbst eine kleine 10- oder 20-Liter Mülltüte dort nicht hineingeht. Da im Moment keinerlei Campingplätze offen haben, kam das als Möglichkeit zur Entsorgung nicht in Frage. Es gibt hier alle circa 200 km auch Stellplätze die ganzjährig geöffnet haben und die meisten davon haben auch eine Müllentsorgung. Allerdings bieten 200 km Abstand doch eine ganz schöne Planungsherausforderung. So fahren wir nun ab und an Recyclinghöfe an, wenn es denn welche gibt, und die Servicemitarbeiter belächeln uns meist mit unseren 2-3 winzigen Tüten Müll (getrennt nach Recycling und Restmüll), sie sind wohl einfach etwas größere Mengen gewohnt. Unser Buddy hat ja völlig ausreichend Platz für uns und auch für unsere zahlreichen Gadgets, aber einen Lagerplatz für Mülltüten, möglichst hermetisch abgeriegelt wegen des Geruchs, bietet er leider nicht.

Mit einer anderen wohl irischen Spezialität sind wir nun schon mehr in Berührung gekommen, als uns lieb ist: Hundehinterlassenschaften. In Irland gibt es ziemlich viele Hunde und anscheinend auch ziemlich viele Besitzer, die sich nicht bequemen die Haufen ihrer Lieblinge wegzuräumen. Wenn das so ausartet wie hier, ist das auch kein Spaß mehr. Da wir viel auf Parkplätzen übernachten, zu denen natürlich auch viele Hundebesitzer kommen, um ihre Vierbeiner zu erleichtern, haben wir mit Hundekot sehr viel Kontakt. So viel, dass wir es vor ein paar Tagen geschafft haben direkt neben einem Monstrum an Hundekot zu parken, unbemerkt direkt hineingestiegen sind und den frischen Haufen dann auf 3 Teppichen im Wohnmobil verteilt haben. Geflucht haben wir, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Die Details der Beseitigung ersparen wir euch lieber.

Und eine weitere Sache gibt es, die uns das Leben hier ab und an schwer macht: Boy-Racers. Kennt ihr diesen Begriff? Hier gibt es nämlich sogar einen Begriff dafür, aus dem Deutschen kenne ich keine entsprechende Übersetzung. Gemeint sind damit Jugendliche, die abends oder nachts mit ihren Autos oder Motorrädern die Gegend unsicher machen. Einige davon nur mit lauter Musik und hochtourigem Fahrstil, andere mit Reifenspuren und dem sogenannten Donuts-Drehen (kreisrunde Reifenspuren durch Driften erzeugen). Auch hiermit bin ich in meinem bisherigen Leben wenig in Berührung gekommen und auch nicht von heute auf morgen zum Spiesser mutiert, aber hier kommen wir oft mehrere Nächte in Folge nicht zum Schlafen, weil gerade am Wochenende die Jugendlichen sich Nachts dort aufhalten, wo wir versuchen ein Auge zuzubekommen. Natürlich dringen wir hier in den natürlichen Lebensraum der Boy-Racer ein und nicht umgekehrt, das ist uns völlig klar.

Auch wenn wir hier sehr hart mit Irland ins Gericht gehen, wir entdecken immer wieder weiteres schönes, sehenswertes und einzigartiges jeden Tag auf unserer Reise durch dieses wundervolle Land. Und auch der nun dritte Sturm hat uns nicht davon abgehalten genauso weiterzumachen. In diesem Sinne: Fortsetzung folgt!

(Kommentare: 1)

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Kommentare

Kommentar von Wolfgang & Hildegard Kraus |

Guten Morgen Euch Zwei!
Schön, dass Ihr uns an Eurer Reise teilhaben lasst. Wieder eindrucksvolle Bilder und eine wunderbare Beschreibung. Ja, das mit dem Abfall und den Hunden, Ihr habt ja eine Lösung gefunden - man muss halt aufpassen wo man hintritt! Ich hatte eigentlich Schnee erwartet, aber auch nicht viel anders als bei uns. Das mit dem Gas hab ich nicht verstanden. Kann man da einfach anderes nehmen oder findet Ihr dann doch immer eine Bezugsquelle? Euch eine gute Zeit und Augen auf beim Aussteigen!
Liebe Grüße von Hildegard & Wolfgang

Antwort von Iris und Gunnar

Danke für euren Kommentar.

Das mit dem Gas ist hier wieder anders als überall wo wir bisher waren: Es gibt zwei gängige Marken, FloGas und Calorgas. Wir dachten vorher wir müssen unbedingt die Marke wählen, die am häufigsten angeboten wird. Allerdings kann man in Irland wohl jederzeit überall egal welche der beiden Marken tauschen, sie haben die gleichen Anschlüsse und jeder Händler nimmt auch fremde leere Flaschen an. Das haben wir so auch noch nicht erlebt. Es erleichtert uns aber den Gasflaschentausch immens.