Fjorde volle Breitseite

Bist du mal so mitten in Norwegen drin, dann findest du plötzlich nicht mehr nur den ein oder anderen schönen Ort, sondern die Natur stellt sich überall um dich herum nur so zur Schau – volle Breitseite Natur – oder in Jugendsprache ausgedrückt: Natur in your Face.

Wir sind gerade auf der Hardanger Panorama Straße unterwegs und kommen wirklich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Egal wo du hinblickst sieht es aus wie aus dem Tourismus-Prospekt von Norwegen. Da hat der Hobbyfotograf dann wirklich leichtes Spiel. Und zudem haben wir hier auch noch ein sensationelles Glück mit dem Wetter.

Eigentlich wollten wir ja von Stavanger aus an der Küste bleiben und erst auf dem Rückweg durch die Fjorde zurück fahren. Dann haben wir jedoch die bezuckerten Gipfel von der Küste aus gesehen und dachten uns, verdammt, das können wir uns nicht entgehen lassen. Im Hochsommer gibt es diese ganz spezielle Stimmung sicherlich nicht mehr und zusätzlich teilst du diese wunderschönen Fjorde auch noch mit so vielen anderen Gleichgesinnten. Also sind wir doch Richtung Fjorde abgebogen und haben uns aufgemacht Richtung Hardanger. Diese Ecke von Norwegen kannten wir nämlich noch nicht.

Und schon wieder ein Gasproblem

Aber erst mal mussten wir in der Gegend von Stavanger noch unser Gasproblem lösen. Wir dachten ja, dass wir in Schweden dieses Problem bereits für ganz Skandinavien gelöst hätten, nachdem wir endlich eine Primagaz-Flasche mit passendem Adapter erkämpft und angeschlossen hatten. Allerdings hatten wir uns genau die falsche der zwei gängigsten Marken in Schweden aufschwatzen lassen. Wir hätten es eigentlich besser wissen müssen und viel, vielleicht zuviel gelesen. Wir verbuchen das als Lehrgeld. Merke: AGA-Gas kaufen!

Erst in Norwegen, nachdem die Flasche leer war, hatten wir gemerkt, dass es an keiner Tankstelle Primagaz gab, sondern überall nur AGA und die Adapter bzw. Anschluss-Sets auch wieder völlig anders aussehen. In Schweden kostet selbst so eine 5kg-Flasche (egal welcher Marke) über 100 Euro und du kannst sie auch nicht zurückgeben. Daher hat uns diese Entscheidung im Nachhinein sehr geärgert.
Glücklicherweise haben wir ja noch unsere deutsche 11kg-Flasche an Board und die kann man auch wieder auffüllen in Norwegen. Zwar wird es im Norden von Norwegen etwas schwieriger werden, immer direkt eine Füllstation in der Nähe zu finden, aber immerhin konnten wir die kleine schwedische Flasche auch gleich mit auffüllen und haben so nun wieder ein Backup mit dem wir vermutlich gut über die Runden kommen werden.

Tradition muss sein

Wir haben uns übrigens auch kulturell etwas von den Norwegern abgeschaut: es gibt hier eine Tradition, das sogenannte "Utepils" [ü-te-pils]. Das ist ein norwegischer Ausdruck dafür, wenn man an einem sonnigen und warmen Tag draußen sitzt und ein Bier genießt und das Glücksgefühl, das man dann bekommt. Und die Norweger fiebern - so wird erzählt - jeden Frühling diesem ersten Utepils entgegen. Hinter dieses schöne Erlebnis können wir ebenfalls bereits einen Haken setzen.

Stellplätze in Norwegen

Auf dem Weg in den Sørfjorden, am Anfang der Hardanger Panorama Straße, war es gar nicht mal so leicht einen Stellplatz zu finden – und das obwohl wir hier gefühlt im Moment die einzigen Touristen sind. Wir möchten gar nicht wissen, wie es sein muss, diese vielen winzigen kurvigen Straßen mit Gegenverkehr einem nach dem anderen zu erforschen. Im Moment kommt uns vielleicht alle 10 Minuten mal ein Auto entgegen. Klar auf den Nationalstraßen ist das anders, aber hier im Hinterland gibt es kaum Verkehr. Und trotzdem gestaltet sich die Stellplatzsuche hier im Moment schwieriger als erwartet. Einige Nächte verbringt man nur in einer Parkbucht neben der Hauptstraße. So ganz anders als man es von der Bretagne oder Schottland kennt. Aber auch diese Umstände machen Norwegen nicht weniger reizvoll, abends ist es trotzdem fast immer ruhig, auch an größeren Straßen.

Vor ein paar Tagen haben wir dann einen der Traumstellplätze Norwegens entdeckt: hoch über dem Åkrafjord, gelegen an einer märchenhaft verschlafenen, fast kaum befahrenen alten Passstraße. Hier haben wir dann auch das letzte Wochenende verbracht und nicht viel mehr gemacht als uns entschleunigt und auf den Fjord zu verschiedensten Tageszeiten und Wetterumständen geschaut. Langweilig wurde das ganz und gar nicht.

Bei einem Spaziergang mussten wir allerdings auch feststellen, dass diese alte Passstraße leider von einigen zum Entsorgen von Hausrat und Sperrmüll misbraucht wurde, und ganze Kühlschränke und Duschkabinen über die Straßenbegrenzungen hinab die steilen Hänge des Fjordes hinab entsorgt wurden. Ganz ehrlich, es mag unter den Campern viele Ferkel geben, aber das sah nun gar nicht nach Müll von Reisenden aus, sondern wohl eher nach den Hinterlassenschaften von ansässigen Natürsündern. Wir räumen eigentlich immer die Plätze, an denen wir übernachten vor der Abreise auf und nehmen mehr Müll mit als wir mitgebracht haben aber das war uns dann auch einfach zuviel.

An der Hardanger Panorama Straße angekommen kamen wir aus dem Staunen kaum mehr heraus. Spiegelglatte Fjorde, blauer Himmel mit ein paar Schäfchenwolken und weiße Bergspitzen. Ein Berg schöner wie der nächste, der Folgefonna Nationalpark und der Hardanger Nationalpark mit seinem wunderschönen Trolltunga-Gipfel sind atemberaubend schön. Leider lässt die Apfelblüte noch auf sich warten, da sind wir noch zu früh dran. Das soll ein absolutes Highlight hier sein, wo sich eine Obstplantage an die nächste reiht wegen dem milden Klima hier. Aber dann müssten wir diese schönen Routen bestimmt mit mehr Autos und Wohnmobilen teilen.

Gestern Nachmittag haben wir dann nur um Minuten die Fähre von Kinsarvik nach Utne verpasst. So circa 1,5 h hätte es gedauert bis die nächste gekommen wäre. So haben wir uns spontan entschieden, den gesamten Fjord wieder zurückzufahren, man hat ja erstaunlicherweise in die gegensetzliche Richtung wieder einen ganz anderen Eindruck vom Fjord und sind auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords wieder in die ursprüngliche Richtung gefahren, nur eben auf der anderen Seite des Fjords. So haben wir den Sørfjord nun wirklich von allen Seiten auf uns wirken lassen. Am Ende des Fjords wartete dann aber tatsächlich wieder ein Highlight auf uns. An einem Privatstellplatz direkt neben einem Holzanleger mit Picknicktischen und Panorama sprangen dann an diesem magischen Ort noch ein paar Delfine an uns vorbei. Kneif mich mal, kann das wirklich alles echt sein?

(Kommentare: 2)

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Kommentare

Kommentar von Caroline Manger |

So schön!! Habt ihr ein Glück mit dem Wetter! :)

Antwort von Iris und Gunnar

Oh ja das haben wir wirklich ... schauen wir mal, ob das Glück uns auch in Bergen hold bleibt!

Kommentar von Corinna |

Tolle Bilder! Hach da bekommt man Fernweh! Gehts denn auch Richtung Supphellebreen Gletscher, oder in ganz andere Richtung?

Antwort von Iris und Gunnar

Noch nie gehört den Gletscher, kurz recherchiert, vermutlich bleiben wir nun an der Küste, aber man weiß ja nie …