Es hat gedauert ... oder eine Seefahrt die ist lustig
Es hat gedauert ... gedauert, bis wir wirklich in Irland angekommen sind und Lust hatten wieder kreativ zu sein. Es hat ebenfalls gedauert, bis wir überhaupt an dem Punkt waren zuhause los zu kommen. Und es hat gedauert, bis wir Arbeit und Reisen in Einklang bekommen haben.
Zuhause haben wir erst einmal über den Sommer in unzähligen Wochenenden unsere Eigentumswohnung grundsanieren müssen, da wir diese von Mietnomaden in einem völlig unvermietbaren Zustand zurückbekommen haben, fast 6 Monate hat die Sanierung gedauert. 6 Monate in denen wir neben unserer Arbeit in unserer Freizeit geschuftet haben und unzumutbaren Dreck fremder Leute mit Schweiß und Ekel entfernt haben. Das Ganze – natürlich neben der Arbeit, dem Alltag und vielen Terminen. Wir haben es geschafft und danach wollten wir nur noch los, auf Reisen, diese Eindrücke hinter uns lassen.
Die Reise nach Irland erfolgte über Wismar, Lübeck, Hamburg, die Lüneburger Heide und Hannover, wir hatten dort noch Kundentermine, wollten Familie und Freunde besuchen. Viel zu lange war es her, dass wir einige von Ihnen getroffen haben – ja genau ihr seid gemeint.
Nach Irland haben wir die Fähre von Dünkirchen direkt nach Rosslare an den südöstlichsten Zipfel von Irland gewählt. Prinzipiell vielleicht eine komfortable Überfahrt, allerdings sind wir in einen Sturm geraten, wie schlimm das wurde, könnt ihr euch nicht vorstellen. 24h sollte die Fahrt gehen – wir waren positiv gestimmt und haben uns gar nicht einmal groß Gedanken gemacht, eigentlich sind wir beide ja seefest.
Rückblickend waren es die längsten 24h unseres Lebens, ich habe den meisten Teil der Zeit geglaubt, das Schiff würde kentern. Und ich hatte phasenweise wirklich Todesangst. Gunnar hat gut durchgehalten, bis unsere Sachen durchs Zimmer flogen durch den starken Wellengang, kurz danach bekam er eine grünliche Gesichtsfarbe und hat die nächste Zeit im Bad unserer Kabine verbracht und sich buchstäblich die Seele aus dem Leib gespieen. Auch danach mussten wir noch weitere 6h mit dem Wellengang auf dem Rücken in unserem Bett kämpfen, bis wir endlich näher ans Land kamen und der Seegang nachließ.
Gunnar hat auf seinem Handy die Vesselfinder-App installiert, eine App auf der man verfolgen kann, wo genau sich welches Schiff weltweit befindet. Ich weiß nicht, wie oft wir in diesen 24h diese App gestartet haben, nur um zu sehen, dass wir uns immer noch kein Stück weiter Richtung rettendes Land bewegt hatten. Zermürbend waren diese Stunden wirklich.
So glücklich zurück an Land zu sein, waren wir beide in unserem Leben noch nicht.
Und wir haben wirklich auch noch eine weitere Woche gebraucht, um uns von diesen schlimmen Erfahrungen zu erholen.
In Irland angekommen
Das, was am meisten für Unsicherheit gesorgt hat, war die Heizproblematik, also die Gasflaschenversorgung in Irland. Wir betraten letztendlich mit der Vorgabe für uns irischen Boden, so schnell wie möglich eine rote 11kg Propangasflasche zu besorgen. Nach dem sechsten Anlaufpunkt, einer gelben Butan von Calorgas und einem weiteren Druckminderer später, hatten wir dann endlich eine rote 11kg Propangasflasche von Calorgas und waren sehr sehr stolz und erleichtert. Diese hat dann auch zwei Wochen gehalten und der Umtausch geht auch problemlos, wenn man weiß wo. Unsere Anlaufpunkte sind Baumärkte und bestimmte Tankstellen wie z.B. Top. In einem kleinen Baumarkt wurde uns gesagt, dass man die Propangasflaschen von Calor und FloGas auch untereinander tauschen kann, gleicher Anschluss, gleicher Inhalt, er hätte uns eine FloGas gegen unsere Calorgas-Flasche getauscht. Aber so risikofreudig waren wir dann doch nicht, vielleicht später mal wenn es den einen Anbieter dann nicht mehr vor Ort gibt. Als Backup haben wir ja immer noch unsere volle 11kg deutsche Propangasflasche an Bord. Erfrieren werden wir also so schnell nicht.
In den Wicklow Mountains haben wir direkt eine sehr untypische Kältewelle mit 10cm Neuschnee erwischt – eiskalt im Camper aber auch magisch. Weiße Bergspitzen und wir mittendrin. Allerdings hatten wir immer noch so viel Rastlosigkeit und Unruhe in uns, dass es noch ein ganzes Stück gedauert hat, bis wir in den Reisetrott gekommen sind. Reisen, bei uns natürlich eher eine Workation wie man so sperrig auf neudeutsch sagt – verständlicher ist eher: Arbeit und Urlaub.
Nun sind wir circa 3 Wochen in Irland und mittlerweile am südlichen Ende des Wild Atlantic Way. Wir genießen, dass es außer uns hier keine Touristen gibt. Die Iren sind unglaublich freundlich, immer hilfsbereit und verschönern uns jeden einzelnen Tag. Jetzt fangen wir an im hier und jetzt zu sein und die Reise endlich zu genießen.
Der Wild Atlantic Way startet eigentlich ganz im Norden von Irland und verläuft über 2600km direkt an der Westküste Irlands bis in die Gegend um Cork. Wir reisen entgegengesetzt und haben ganz im Süden auf der untersten der Halbinseln angefangen, der Halbinsel Mizen. Es warten also noch viele Kilometer enger Küstenstraßen, viele Schafe, unglaubliches Grün und natürlich ein wildes Klima auf uns – wir freuen uns darauf.
Apropos Klima, viele denen wir erzählt haben, dass wir über den Winter nach Irland wollen, haben uns ungläubig angesehen ... "warum denn im Winter?" – naja ihr kennt uns ja mittlerweile auch ein wenig. Wir lieben die rauhe Natur, ziehen uns lieber warm und wetterfest an, als in der Sonne zu braten. Außerdem liegt Irland am Golfstrom und hat daher ein wesentlich milderes Klima wie zuhause und bisher entspricht es ziemlich unseren Vorstellungen. Und der Wild Atlantic Way soll ja schließlich auch seinem Namen alle Ehre machen.
Es gibt so schöne Wanderwege, hervorragend angelegt, beschildert. Wir haben auch Wander-Perlen entdeckt, die wir unbedingt weiterempfehlen würden. Wenn Ihr wollt, stellen wir Euch gern ein paar davon in unserem nächsten Beitrag vor.
Gerade hat es wieder einen 2tägigen Sturm und wir sind auf dem eigentlich bereits geschlossenen Campingplatz eines betagten älteren Herren zu Besuch, der uns gerne Herberge gestattet hat für die nächsten 2 Tage. "Was wir denn zahlen wollen" hat er uns ernsthaft gefragt, nachdem er uns in sein Wohnzimmer eingeladen hat, weil er doch nicht den vollen Service bieten kann, er hat ja seit einem Monat geschlossen. Wir haben einen gängigen Preis genannt und er hat noch erwidert, dass das zu viel sei, ob etwas weniger für uns auch in Ordnung sei. Und so stehen wir nun als einzige Gäste auf einem winzigen Campingplatz, haben alles was wir brauchen und sind landschaftlich gut geschützt hinter einem Bergrücken auf dem südlichen Teil der Halbinsel Beara. Der Sturm kann kommen.
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Lichterspiel in Wismar -
Zwischenstop in Wismar -
Die Passat in Lübeck -
Blick auf die Wicklow Mountains -
Morgentlicher Rauhreif -
Neuschnee in den Wicklow Mountains -
Vom Winde verweht -
Ein Keks gefällig? -
Strandmagie -
Wassertropfen -
Mit 80 Sachen ;) -
Ein Feenweg -
Graiguenamanagh – bitte einmal den Namen aussprechen -
Auf der Mauer -
Perfekter Spot für den Van -
Am Wild Atlantic Way -
Dunbrody Abbey -
Dunbrody Abbey -
Irischer Humor -
Boot in der Lagune -
50 shades of gray -
Geturtel am Meer -
Dunst über dem Meer -
Blick nach oben -
Ein Feenhaus -
Kormoran auf der Insel -
Sonnenuntergang in Glengarriff -
Altes Schild im Regen
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Kommentare
Kommentar von Wolfgang & Hildegard Kraus |
Wau, da habt Ihr ja was mitgemacht. Wir sind froh, dass es dann doch gut geendet hat - aber diese Stunden - der reinste Horror! Aber nun zum "Schönen " dieser Reise. Man darf ja nicht vergessen, dass Ihr nebenbei auch noch arbeiten "dürft"! Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung des Berichts.
Eure treuen Naturfreunde
Hilde und Wolfgang
Antwort von Iris und Gunnar
Hallo ihr beiden,
ihr kommentiert wirklich am treusten! Danke dafür! Ja wenn wieder mehr Zeit ist, dann gibt es auch wieder ausführlichere Berichte. Wie heikel die Situation auf dem Schiff tatsächlich war, weiß man ja nie, aber angefühlt hat es sich für beide wirklich wie der blanke Horror.
Iris und Gunnar