Die Lofoten von Å bis Z
Seit mehr als zehn Tagen sind wir nun bereits auf den Lofoten und sie sind sooo viel mehr als die Nationalstraße E10, die sich um ein paar weiße Strände und Berge schlängelt.
Obwohl die meisten Geschäfte und Restaurants noch immer im Winterschlaf sind, lauern hier schon wesentlich mehr Touristen hinter jeder Ecke. Man mag sich gar nicht vorstellen wie es hier dann im Juni und Juli aussehen mag und wahrscheinlich ist dann im August so langsam wieder die Saison vorbei.
Im Gegensatz zum Rest von Norwegen gibt es hier fast ausschließlich deutsche Wohnmobile. Bisher waren wir gefühlt die einzigen unter massenweise norwegischen Touristen. Die halten sich aber um diese Zeit scheinbar von den Lofoten fern.
Egal wo man hier parkt, um ein idyllisches Tal oder eine Bergformation zu fotografieren, kommt im 5min-Takt ein E-Minivan mit einer asiatischen Großfamilie vorbei. Vom Kleinkind bis zum Großvater wird einzeln vor der jeweiligen Sehenswürdigkeit posiert, zur Sicherheit von jedem mehrere Aufnahmen und dann in verschiedenen Gruppen gemacht. Das ist hier auch ganz anders wie im restlichen Norwegen.
Von Å bis Z
Å so heißt nämlich der kleine Fischerort, der geografisch den Anfang einer Lofotentour bildet, wenn man mit der Fähre von Bodø vom Festland auf den Lofotenfährhafen Moskenes kommt. Weiter westlich, bzw. südwestlich gibt es nur noch die Inselgruppen von Væroy und Røst, die ebenfalls nur per Boot erreichbar sind. Å ist zu dem noch ein ziemlich hübsches kleines Fischerdorf und ist den Umweg nach Westen von der Fähre einige Orte weiter durchaus wert.
In Å war noch gar nichts auf Tourismus eingestellt, überall würde noch gebaut und renoviert, alle Geschäfte und Restaurants noch geschlossen. Unter anderem auch der Supermarkt, in dem wir vor 4 Jahren die besten Kanelboller (Zimt-Gebäck) ganz Norwegens gegessen hatten und uns so sehr darauf gefreut hatten.
Direkt nach Moskenes kommt dann nämlich bereits Reine – die Königin der Lofoten – der vermutlich majestätischste Blick auf den Lofoten. Am besten steigt man natürlich die 1600 Stufen zum Gipfel des Reinebringen hoch, da hat man natürlich den besten Blick auf Reine, was wir aber mit Neuschnee vermieden haben. Durch den noch geringen Tourismus konnten wir uns auch einen der Top-Übernachtungsplätze oberhalb von Reine sichern und so abwarten bis sich die Wolken aus den Bergpanorama hinter Reine verzogen hatten. Direkt dort sind auch die Nachtaufnahmen entstanden.
Ein paar Orte weiter kommt auch schon das nächste Highlight, der wohl weißeste Strand der Lofoten in Ramberg – auch ein absolutes Muss. Hier haben wir vor vier Jahren ein totes Walbaby am Strand entdeckt, vielleicht 1,5 m groß. Auch wenn man ja überall liest, dass es hier ganzjährig viele Wale gibt, man bekommt sie ja nicht unbedingt zu Gesicht, aber lebendig im Wasser sind sie uns auch lieber als tot am Strand oder als Fleisch auf dem Sandwich, was es auf den Lofoten durchaus noch zu kaufen gibt.
Ein für uns noch neues Erlebnis war die Bucht von Haukland. Auch wenn sie weder von den höchsten Bergen umringt ist, noch den weißesten Strand hat, irgendwie ist dieser Ort trotzdem magisch. Hier kann man auch für ca. 15 Euro die Nacht direkt hinter den Dünen auf einem befestigten Parkplatz stehen und hat einen tollen Blick auf den mit Felsen durchzogenen Strand. Wanderungen für alle Fitnesslevel kann man hier auch unternehmen, das haben wir uns natürlich auch nicht nehmen lassen und glatt Gunnars gute Wanderstöcke am Zielpunkt in Uttakleivstrand stehen lassen. Das passiert uns auch mal ganz gerne, dass wir Dinge irgendwo stehen und liegen lassen. Der schmerzliche Verlust wurde allerdings 24h später von uns bemerkt und tatsächlich standen sie noch unversehrt am gleichen Ort und wir konnten sie wieder einpacken. Danke an dieser Stelle den ehrlichen Wanderern, die sich nicht bereichert haben.
Haukland ist übrigens auch schon auf der 2. Insel der Lofoten gelegen, nach Moskenesøya kommt Vestvågøy und die 3. Insel heißt Austvågøya.
Auf Vestvågøy sind wir dann auch endlich runter von der E10, der einzigen Verbindungsstraße über die 3 Inseln, die aber so viele Seitenarme hat, die man sich als Tourist nicht entgehen lassen sollte, sofern man die Zeit dafür hat. Hier nämlich finden sich viele der besonderen Perlen der Lofoten, die man dann ganz für sich alleine hat und so richtig genießen kann. So zum Beispiel den Stellplatz auf einer alten Passstraße mitten in den Bergen oberhalb von Unstad.
Absolut alleine waren wir dort, das lag vielleicht auch an dem markanten Fischgeruch, welcher von zahlreichen Trocknungsgerüsten ausging, auf den die Fischköpfe vor sich hintrockneten. Wie wir gelesen haben "Der Duft des Geldes". Besagte Köpfe werden für viel Geld als Eiweißquelle für Suppen ins Ausland verkauft. Das kann man sich bei dem gammeligen, faulig-süßen Gestank während des Trocknens nur schwer vorstellen. Angeblich gewöhnt man sich aber an diesen Geruch – auch kaum vorstellbar. Und trotz des Geruches, der Ausblick war es absolut wert.
Gunnar hat dort oben übrigens bei einem Morgenspaziergang dann noch frische Spuren eines sehr sehr großen Hundes im Schnee entdeckt. Kann das sein, dass sich dort ein Wolf hin verirrt hat? Der Fährte nach konnten wir es jedenfalls eingrenzen und ein Hund war es dann eher doch nicht.
Zwei weitere absolut ruhige Nächte haben wir dann noch vor der Halbinsel Sandøya verbracht. Hier gibt es scheinbar eine große Population an Seeadlern. Vier stattliche Exemplare konnten wir gleichzeitig weit oben am Himmel ausmachen. Irre.
Dann war nach den vielen kalten Nächten dieser Zeit auf den Lofoten unser Gasvorrat aufgebraucht und wir mussten nach Svolver – die größte Stadt der Lofoten, gelegen auf der 3. Insel und auch der einzige Ort dort, an dem man deutsche Gasflaschen nachfüllen kann und so haben wir auf der 3. Insel unserer Reise fortgesetzt.
Henningsvær ist die Ortschaft, von der es u.a. die berühmten Luftaufnahmen von dem Fußballfeld gibt, das eine komplette Halbinsel einnimmt – eingerahmt von 3 Seiten Meer. Aber auch ohne Drohne ist dieses Städtchen absolut sehenswert mit seinen bunten Häuschen, vielen Galerien, Souvenirläden und Cafés. Und der Weg dahin über Dutzende kleine Inseln auf einer meist nur 1-spurigen Straße ist auch hier das Abenteuer absolut wert.
Mittlerweile sind wir im Norden der 3. Insel gelandet und genießen dort die absolute Ruhe an der Fjordstraße Midnattsolveien – der Mitternachtssonnenstraße – und seinen unzähligen Stellplätzen gespickt mit Holzbänken und Tischen sowie Grillplätzen direkt an den Fjorden. Auch dieser Abstecher weg von der E10 hat sich mehr als gelohnt. Gerade ist das Wetter auch so warm, dass wir das erste mal abends draussen kochen und essen konnten, das darf gern häufiger der Fall sein.
In den nächsten Tagen werden wir dann vermutlich die Lofoten verlassen und weiter zu den Vesterålen ziehen.
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Möwen in Å -
Rorbu / Fischerhütte in Sorvagen -
Der erste Blick auf Reine -
In Reine -
Bergpanorama in Reine -
Stockfisch -
Blaue Stunde in Reine -
Sonnenuntergang in Reine -
Toller Stellplatz Richtung Fredvang -
Markante Brücken vor Fredvang -
Spiegelung mit Neuschnee -
Rambergstranda -
Rambergstranda -
Weißer Strand in Ramberg -
Rambergstranda -
Magischer Hauklandstrand -
Muschelkuscheln -
Stellplatz Hauklandstrand -
Neuschnee am Hauklandstrand -
Erste Frühlingsboten -
Naturfreundlicher Wanderweg nach Uttakleiv -
Stellplatz oberhalb von Unstad -
Stellplatz oberhalb von Unstad -
Geruch des Geldes -
Frische Spur -
Fischerort Henningsvær -
Strandgut -
Seeigelschale -
Kochen am Fjord
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Kommentare
Kommentar von Wolfgang Kraus |
Vielen Dank Iris und Gunnar!
Über Eure Reiseberichte freue ich mich immer wieder!
Halt auch ein bischen Urlaub für mich!
Wahnsinns Aufnahmen - und dann noch die sehr lebendige Beschreibung Eurer Reise - einfach toll!
Hilde ist auch immer wieder von Euren Berichten begeistert.
Das heist schon was - da Sie sich normal NICHTS im Internet anschaut. Doch für Eure Berichte nimmt sie sich die Zeit.
Euch gute Weiterreise, immer die Möglichkeit Gas und Diesel aufzufüllen, sowie genug Profiand im Kühlschrank damit Ihr nicht die getrockneten Fischköpfe essen müßt!
Bis demnächst
Hilde & Wolfgang
Antwort von Iris und Gunnar
Ihr Lieben, danke für das Interesse, das Lob und die guten Wünsche!