Der Alltag im Van

Wir sind nun seit knapp zwei Monaten unterwegs und während dieser Zeit natürlich auch fleißig am arbeiten. Vor kurzem sagte uns jemand, das sei immer so idyllisch bei uns. Ja, das ist es – meistens jedenfalls. Wir wissen auch, dass es ein großes Privileg ist, länger als zwei bis drei Wochen auf Abenteuern unterwegs sein zu dürfen. Allerdings ist es auch nicht immer idyllisch. Doch was ist denn alles anders im Vanlife, als in unserem eigentlichen Alltag? Die Antworten darauf, möchten wir heute mit euch teilen.

Und damit wir auch weiterhin ein paar Leser behalten, gibt's unten noch etwas schönes zum anschauen.
Damit ihr auch nächste Woche immer noch Lust habt reinzuschauen.

Unser Alltag im "Buddy"

Wir leben zu Zweit an 24h am Tag auf ziemlich genau 12m2. Das ergibt sich zumindest aus den Außenmaßen unseres Vans. Und da ist ja dann noch der Motorraum und der ganze Stauraum enthalten. Also ist es eigentlich noch bedeutend weniger. Und da in den ersten Wochen das Wetter auch noch ziemlich kalt und wechselhaft war, hockten oder lagen wir da auch noch die meiste Zeit im Van.

Man kommt sich also sehr nah, das hat viele Vorteile aber auch einige Nachteile: Einer muss immer sitzen und der andere kann sich im Gang bewegen, beide im Gang geht nicht. Und immer wenn man sich gerade an seinem Arbeitsplatz eingerichtet hat, braucht der andere oft etwas aus dem Bad oder Kofferraum. Nicht fünf Minuten vorher, sondern genau dann, wenn man gerade loslegen will.

Da man immer vor dem Fahren alles befestigen und wegräumen muss, ist Ordnung und Struktur der heilige Gral. Natürlich für den einen mehr, den anderen weniger. Geschirr erst morgen spülen, ist nicht und auch zum Arbeiten oder Essen muss vorher alles aufgeräumt sein. Die Abstellmöglichkeiten sind eben gerade auf das nötigste dimensioniert. So passen die beiden Laptops auf den Tisch, so dass man entspannt arbeiten und nebenbei Kaffee trinken kann aber nicht mehr viel darüber hinaus.

Bekannte von Gunnar baden jeden Morgen. Ok, das ist auch unter normalen Umständen außergewöhnlich, es sei denn es ist wärmer draußen und man hat eine groooße Badewanne direkt vor der Tür. Normalerweise duschen wir zu Hause alle 1-2 Tage, das geht hier nicht, das hat aber auch wieder seine Vorteile: der Körper gewöhnt sich schnell daran und nach ein paar Wochen beginnen die Haare viel später fettig zu werden und auch juckende Kopfhaut ist Geschichte. Die Haare sehen gesünder aus wie jeh zuvor. Natürlich gibt es trotzdem die tägliche Hygiene. Aber man träumt trotzdem schon mal ab und zu von einer richtig langen heißen luxuriösen Dusche wie zu Hause.

Und dann gibt es natürlich die ganzen Pflichten, neben arbeiten und schlafen, die so in einen 24h-Tag reinpassen müssen: Stellplatzsuche, Toiletten- (16 Liter) und Grauwasserentleerung (90 Liter) sowie Frischwasser (100 Liter) nachfüllen. Dazu kommt alle 2-3 Tage im Winter, alle 1-2 Wochen in der Übergangszeit und ca. alle 4 Wochen im Sommer, der Austausch der 11 kg bzw. 13 kg Gasflasche – aktuell haben wir eine deutsche 11 kg und eine französische 13 kg Propangasflasche an Bord in unserem Gaskasten. Natürlich darf auch die Recherche nach Sehenswürdigkeiten und schönen Plätzen/POIs nicht fehlen und bewegen wollen wir uns selbstverständlich ja auch noch jeden Tag. Wer Gunnar kennt, der weiß auch, dass der Lebensmittel-Einkauf und die anschließende Nahrungsaufnahme ein wichtiger Bestandteil unseres Alltags sind. Das heißt, jeder Tag ist voll durchgeplant – natürlich auch mit schönen Dingen – aber es bedarf wesentlich mehr Struktur wie zu Hause.

Wenn man sich die üblichen Vanlife-Marketingbotschaften so ansieht, dann sitzen alle alleine beim Sonnenuntergang in der ersten Reihe am Meer. Manchmal stimmt das auch bei uns. Aber ab und zu bietet sich auf der Durchreise doch nur ein aus allen Nähten platzender Stellplatz und man ist in seinem Wohnraum 50cm von der Außenwand des Nachbarn entfernt und hört jedes Wort oder sonstige Geräusche. Auch das gehört dazu – wir könnten auch jederzeit umdrehen und nach Hause fahren, wenn uns das alles nicht mehr taugen würde.

Aber so eng, so organisiert der Tagesablauf bei uns auch ist, dann kommt man mal wieder auf einer Obstwiese beim Bauern unter, ist dort völlig alleine und dann macht das Vanlife auch Iris wieder so richtig Spaß. Und das alles nehmen wir auch gerne in Kauf, dafür, dass wir jeden Morgen woanders aufwachen dürfen und immer wieder neue Landschaften erkunden und fotografieren dürfen. Beklagen wollen wir uns wirklich nicht über diesen, unseren, aktuellen Lebensstil.

Das Landschaftsschutzgebiet Brière

Eine Sache wollen wir nicht unter den Tisch fallen lassen bei dem ganzen Alltag. Wir waren diese Woche in einem Moor im Naturpark Brière. Und das ist nicht irgendein Moor, sondern das zweitgrößte Frankreichs. Eigentlich hatten wir zu dieser Jahreszeit gar nicht damit gerechnet, dass das klappen könnte. Wir haben nur auf gut Glück einen der vielen Bootsverleihe angesteuert und siehe da, kein Problem und gleich für den nächsten Morgen ein Boot reserviert. Aber nicht nur das, die Inhaberin hat uns gleich noch einen Übernachtungsplatz direkt auf einer Landzunge am Moor empfohlen und so haben wir einen wundervollen Sonnenuntergang alleine im Moor erlebt. Nicht nur die mittlerweile warme Sonne hat uns lange draussen sitzen lassen. Wir waren Zuhörer eines Konzertes von Enten, Reihern, Gänsen, unserem ersten Kuckuck in diesem Jahr und vielen anderen unbekannten Entertainern. Wir konnten uns nicht satt hören.

Am nächsten Morgen, nachdem alles aufgeräumt und gepackt war, ging es zu unserem am Vortag gebuchten Kahn. Das Boot war ganz schön groß und zum Steuern gab es schwere Paddel aus Holz. Und kaum vom Ufer abgestoßen haben wir dann gemerkt, wie stark der Gegenwind und die Strömung die Fahrrichtung vom Boot beeinflussen. Seis drum... Romantisch schipperte Gunnar sodann seine Prinzessin mit dem Kahn durch eben dieses Moor.

Es gab eine vorgegebene Route, die mit Pfeilen markiert war, damit man im Moor nicht verloren geht. Die so vorgegebene Route sollte 1.5 h dauern. War das ein Kraftakt. Gunnar wollte eigentlich alleine Rudern, aber das ging irgendwann dann nicht mehr. Wir haben beide – teilweise mit voller Kraft – paddeln müssen, um vom Fleck zu kommen und waren heilfroh als wir den Bootsverleih nach knapp 2h wieder vor Augen hatten. Trotzdem war es absolut wundervoll alleine mit der Natur und auf dem Wasser unterwegs zu sein. Man hört nichts ausser den Wind in den Schilfrohren und es war weit und breit kein anderes Boot unterwegs. Natur pur – aus einer ganz besonderen Perspektive.

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