ca. 1200km und eine Ländergrenze später
… befinden wir uns in einer bisher völlig unbekannten Ecke von Norwegen: auf der berühmten E44 unterhalb von Stavanger.
Wir planen ja meist nicht wirklich unsere Route, deshalb sind wir in diesem Fall sehr dankbar für den Tipp eines Norwegers in der Warteschlange an einem Thai-Imbiss im Hafen von Høllen, in welchem wir am Osterwochenende gestrandet sind. Der Norweger konnte wirklich nur ein paar Brocken Englisch und wir ja gar kein Norwegisch, aber er wollte uns unbedingt mitteilen, dass wir in Flekkefjord auf die E44 wechseln sollten, weg von der Hauptroute nach Stavanger. Und da sind wir in diesem Moment – und sehr dankbar für diesen Tipp! Wir zuckeln nun in dutzenden, am Ende sicher mehr als einhundert Serpentinen durch karge Felsmassive, vorbei an kleinen Seen, schönen Gebüschen und zaghaft grünen Nadelbäumen sowie renitenten willensstarken Birken – immer bereit, für unsere erste Elch-Sichtung in Norwegen. Heute morgen, kurz nachdem wir wieder über Elche hergezogen sind, hat uns fast ein Reh gerammt, welches aus dem Nichts (rechts war ein Abhang, da ging es steil bergab) über eine 1.50m hohe Betonwand direkt vor uns auf die Straße sprang – wahrlich sehr elegant, muss man dazu sagen. Da traut man seinen Augen nicht! Gut, dass wir in dieser Gegend sowieso im Schneckentempo unterwegs sind, nicht nur weil es eng und kurvig ist, sondern weil es so viele neue Eindrücke abseits der Straße zu verarbeiten gibt.
Die letzte Nacht haben wir auch schon in dieser Gegend direkt an einem einsamen See verbracht. Und einsam ist es zu dieser Zeit wirklich in Norwegen, kaum andere Touristen und wir können wirklich alle Sehenswürdigkeiten, Panoramen und Highlights – fast immer – völlig alleine genießen. Auch wenn es hier wirklich nicht gerade warm ist, wir sind sehr froh über die Entscheidung so früh im Jahr hier her gekommen zu sein. So macht Norwegen irre viel Spaß. Und wegen Wärme, die Sonne war uns die letzten Tage hold und die 30 Grad im Wohnmobil wurden desöfteren geknackt. Nachts ist es mittlerweile so warm draußen, dass die Heizung gar nicht mehr anspringt. Das spart Gas und ist gut für unsere Geldbörse.
Der Weg hier her
Der letzte Blog-Post stammte ja noch aus Schweden, von einem der ersten Strände nach der Fähre. Danach sind wir relativ zügig in die Schäreninseln nördlich von Göteborg weitergezogen. Die Gegend kannten wir zwar bereits, aber trotzdem findet man immer wieder ein unerforschtes Fischerdorf, das einen völlig in seinen Bann zieht. Der Kontrast der kargen Felsen mit den bunten Häusern ist einfach pittoresk.
Auch in dem nächsten kleinen Fischerort sind wir nur gelandet, da uns ein freundlicher Schwede an einem Parkplatz mehrfach im offenen Wohnmobil besucht hatte, unter anderem um uns mitzuteilen, was wir dringend alles in der Gegend von Lysekil ansehen sollten. So kommt man auch als planungsfauler Wohnmobilist an die besten Tipps.
Und noch etwas einzigartiges bot dieser Ort namens Grundsund in den Schären: die kilometerlangen komfortablen Wanderstege an der Küste entlang. Vielleicht heißen die Stege nicht genau so, aber man kann sie wirklich über Kilometer von einem Ort zum anderen erlaufen und kann so altersgerecht die Küste erforschen, wo man sonst vielleicht nur mit Kletterkenntnissen hinkäme. Also nennen wir sie einfach Wanderstege für Jung und Alt.
Zwischen Göteborg und der norwegischen Grenze ist es übrigens gar nicht mehr so einfach wie im Rest von Schweden Freisteh-Plätze zu finden, fast alles sind kostenpflichtige Parkplätze oder kostenpflichtige Stellplätze und meist direkt an der Straße. Von daher haben wir uns auch nach noch einem Zwischenstop in der Nordens Ark – einem wunderschönen Tierpark mit großen natürlich gehaltenen Gehegen (u.a. mit Amur-Leoparden und Amur-Tigern) – langsam Richtung Norwegen aufgemacht.
Für das Passieren der Grenze zu Norwegen haben wir noch einen guten Tipp für Euch. Es gibt eine nützliche App vom norwegischen Zoll (Kvote Appen für Apple und Android) in der man einfach seinen gesamten Alkoholvorrat bei Grenzübertritt angeben und dort direkt die Zollgebühren dafür zahlen kann, um dann völlig legal die Grüne "Nichts zu verzollen"-Spur an der Grenze zu nehmen. Sollten man trotzdem kontrolliert werden, muss man nur die Quittung vorlegen können. Und wer die Preise für Alkohol in Norwegen kennt, kann so völlig legal ein paar Liter mehr ins Land einführen sofern man länger im Land bleibt, sich mit Freunden treffen will oder oder oder.
Endlich in Norwegen
Auch wenn Schweden landschaftlich einiges zu bieten hat – uns gefällt das rauere, extremere Norwegen einfach besser. Und so befanden wir uns nur wenige Kilometer nach der Grenze bereits in meterhohem Schnee südlich von Oslo am Oslofjord. Da die Straßen hier trotzdem schneefrei und gut befahrbar waren, hat uns das wenig ausgemacht. Beeindruckend war für uns auch der Wechsel zwischen zugefrorenen Fjorden mit Schnee ringsum und nach dem nächsten Tunnel wieder eisfreies Wasser und zartes Grün. Was uns auch gefällt: Hier in Norwegen findet man viel einfacher einen kostenfreien Stellplatz. Wir brauchen ja meistens keinen Service an den Schlafplätzen. Die Ver- und Entsorgung kann man hier in Südnorwegen bequem an fast jeder Tankstelle an der Autobahn erledigen – ebenfalls kostenlos.
Dass allerdings in Norwegen an Ostern fast durchgehend alle Geschäfte von Donnerstag bis Montag geschlossen sind, hat unsere Planung dann doch etwas durcheinander geworfen und so kam uns die Zwangspause eigentlich entgegen und wir sind an oben erwähntem Hafen in Høllen gestrandet. Wir haben die Arbeit ruhen lassen und haben uns auch ein paar Tage in diesem wunderschönen Hafen kurz hinter Kristiansand entspannt. Dafür habe ich (Iris) mal wieder die Stifte ausgepackt. Man lernt ja aus seinen Fehlern, auf dieser Reise muss ich nicht virtuell am iPad zeichnen, sondern das nötige Equipment ist an Bord. Auch dafür braucht es lange Wochenenden, viel üben ist angesagt und die Ergebnisse stellen mich noch nicht zufrieden, aber ein Anfang ist gemacht – und noch kein Meister vom Himmel gefallen. Gunnar ist bereits jetzt sehr von den ersten Versuchen angetan und würde sich am liebsten schon die ersten Skizzen einrahmen.
Nachdem wir gestern recherchiert haben, dass sich das mit dem unterwegs Wäschewaschen in Norwegen wohl nicht ganz so einfach gestaltet, haben wir dann gleich eine fulminante Örtlichkeit im Hafen in Flekkefjord genutzt, um dort kostenfrei für uns Touris, die ersten Ladungen Wäsche zu waschen und zu trocknen. Danke dafür an die Gemeinde Flekkefjord, die diesen Sani-Point zusätzlich mit öffentlichen Duschen und Toiletten für die Nutzung frei zur Verfügung stellt. Dass sich daneben auch noch direkt eine lokale Bäckerei mit Pizzeria befindet, kam uns natürlich auch gelegen und spülte dann wieder Geld zurück in diesen schönen Ort. Danke und Yummy. So macht Reisen Spaß!
Diese kleine Künstlerstadt Flekkefjord hat auch einiges an Street Art zu bieten. Es gibt einen offiziellen Walk durch die Innenstadt, an dem man an den ganzen Werken der Künstler vorbei geleitet wird. Es gibt einiges zu sehen und zu entdecken. So kann man sich auch gleich die Beine vertreten, in Galerien oder Kramläden stöbern, während man auf die Wäsche wartet.
Nach Flekkefjord geht es jetzt auf die E44 ab ins absolute Hinterland von Südnorwegen...
-
In Högås Kärr am Fjord -
Das Steinschiff "Stenskeppet" -
Das Steinschiff "Stenskeppet" -
Maritimes Potpourri -
Fiskebäckskil – Fischerort in Schweden -
Fiskebäckskil – Fischerort in Schweden -
Fiskebäckskil – Fischerort in Schweden -
Schwedische Häuschen in Fiskebäckskil -
Grundsund in Schweden -
Historisches Fischerhäuschen in Grundsund -
Historische Fischerhäuschen in Grundsund -
Wandersteg bei Grundsund -
Wandersteg bei Grundsund -
Flechten am Wandersteg bei Grundsund -
Geborgenheit am rauhen Meer -
Am schönen Hafen von Høllen -
Wanderpfad bei Høllen -
Traumhaus, nur mit Boot erreichbar -
Am südlichsten Punkt von Norwegen -
Am südlichsten Punkt von Norwegen -
Rote Häuschen in Lindesnes -
Unser Buddy am südlichsten Punkt des Festlands von Norwegen -
Street Art in Flekkefjord -
Street Art in Flekkefjord -
Unser Buddy, genau da wo er sein will -
Aus dem Mauseloch kamen wir -
Der Jøssingfjord -
An der E44 -
Parkplatz inkl. Müllsammeln an der E44
Einen Kommentar schreiben
Kommentare
Kommentar von La Mangerie |
Yeay!!! Das klingt super und erinnert mich sehr an unsere Hochzeitsreise damals! Reisetipps für euch folgen per PN.
Kommentar von La Mangerie |
Yeay!!! Das klingt super und erinnert mich sehr an unsere Hochzeitsreise damals! Reisetipps für euch folgen per PN.
Kommentar von Wolfgang Kraus |
Guten Morgen in den hohen Norden!
Vielen Dank das Ihr viele an Eurer "Arbeitsreise" teilnehmen lasst. Für mich ist das Lesen Eurer Berichte wie Urlaub. Da ich selbst nie dort sein werde freut es mich um so mehr diese interessanten Berichte und herrlichen Bilder mit Euch zu erleben.
Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht!
Übrigens,Hilde ist auch ganz begeistert!