Auf in die Highlands
Just an dem Tage nachdem wir uns von unseren ins Herz geschlossenen neuen Reisebegleitern trennen mussten, weinte der Himmel sprichwörtlich mit uns. Es regnete fast zwei Tage komplett durchgehend. Zu dem Abschiedsschmerz kam dazu, dass wir am nächsten Tag auf einem wirklich fiesen Campingplatz landeten.
Vorab nur soviel, wir sind stets bedacht, respektvoll aufzutreten, Stellplätze sauberer zu hinterlassen als wir sie vorgefunden haben und verwehren uns auch vor keinem Plausch unter Reisenden. Andersherum hätten wir das, z.B. mit dem Respekt gern ebenso.
Nun zum Campingplatz, hätten wir diesen nicht schon online gebucht und bezahlt, dann wären wir auch sofort wieder abgerauscht. Allerdings ließen sich eine Dusche und eine Ladung Wäsche nicht mehr hinauszögern. Nachdem wir uns im Ort noch etwas Milch und Brot geholt hatten und uns durch einen Tourisammelpunkt gekämpft hatten, wurden wir beim Checkin zwei mal wieder weggeschickt, bevor wir einchecken durften. Wir waren angeblich zu früh (auf der Internetseite stand eine falsche Uhrzeit), und wurden auch noch von den Besitzern, die in einem Trailer direkt gegenüber der Rezeption wohnten, buchstäblich angeschrieen, wir sollen in 10 Minuten wieder kommen. Wir dürften nicht auf dem eigens mit "Check-in" markierten Bereich stehen (natürlich Motor aus und unauffällig) und auch nicht die nach einiger Diskussion noch fehlenden 8 Minuten auf dem dazugehörigen Parkplatz warten. Nunja, wir schreiben ausschließlich positive Kommentare (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel). Glatte 10 min später hatte ich einen Kommentar mit 1-Sterne-Bewertung auf Park4Night über diesen Campingplatz veröffentlicht. Leider wurde dieser nach der Prüfung der Admins wegen "unangemessener Sprache" nicht veröffentlicht. Ein paar Tage später habe ich diesen Kommentar in sehr höflicher Wortwahl aber nicht minder eindeutiger Botschaft erneut abgesendet.
Die Ver- und Entsorgung mit Wasser ist in Schottland eine etwas andere Sache als in Campingländern wie z.B. Frankreich. Sogenannte Stellplätze mit Ver- und Entsorgung oder auch Aires (wie sie auch genannt werden) gibt es hier nicht. Gemeint sind damit Plätze, an denen man neben Grau- und Schwarzwasser entsorgen und Frischwasser einfüllen auch übernachten kann. Sie befinden sich nicht immer an den schönsten Stellen, oft in Gewerbegebieten oder am Ortsrand – sind dafür aber sehr günstig.
In Schottland hingegen gibt es – ähnlich wie in England auch – Parkplätze oder Straßenbuchten, auf denen man mit etwas Glück wunderschön stehen kann. Diese haben aber keinerlei Service und auch richtige Campingplätze mit Grauwasserablass wie wir es kennen, haben wir bisher noch nicht gesehen. Und so müssen wir circa einmal die Woche zu einem Campingplatz, um wegen Entsorgung anzufragen, mal bleiben wir auch dort über Nacht und nutzen die Gelegenheit und gönnen uns eine Extra-Ration Strom für unsere Kamera-Akkus oder/und eine heiße Dusche.
Da wir vor dem Schottland-Urlaub auf eine Trockentrenntoilette (TTT) umgerüstet haben, ist die Entsorgung der Toilette nun super easy. Wer das System nicht kennt, kann sich hier (Link meinetrenntoilette.de) gerne erst mal einlesen.
Was hatte ich, ganz besonders ich als Frau, anfangs für eine Angst, nicht ins richtige Loch zu treffen oder anatomisch verkehrt gebaut zu sein. Bei der Benutzung einer TTT hat der Mann seinen Verlängerungsschlauch ja automatisch dabei und somit keine Probleme. Es hat sich im Nachhinein auch für die Frau alles als super komfortabel und total benutzerfreundlich herausgestellt.
War ich vor dem Umbau nicht fähig, die Chemietoilette vor lauter Ekel auch nur einmal zu entleeren, habe ich nun mit der TTT keinerlei Skrupel mehr – egal ob flüssig oder fest. So nun aber zurück zu schöneren Themen.
Der Otter
Am nächsten Loch, dem Loch Etive haben wir einen längeren Stop eingelegt. Mit Blick aufs Meer hatten wir hier ein paar sehr produktive Arbeitstage. Der Blick aufs Meer lohnte sich wirklich. Wir hatten bereits gelesen, dass man hier mit viel Glück Otter sehen könne. Aber dass ich am nächsten Tag keine 5 Meter vor dem Pier entfernt, auf dem ich stand, einen ausgewachsenen Otter sehen sollte, das hatte ich nicht erwartet. Und ich glaube auch der Otter hatte nicht mit mir gerechnet. Zumindest hat er den Blick nicht einen Moment von mir abgewendet bevor er wieder abgetaucht ist, um dann noch weiter entfernt einige Male wieder aufzutauchen. Gut dass ich die Kamera gezückt hatte und ihn festhalten konnte. Auch einen kleinen Seehund hab ich an diesem Tag noch vor die Linse bekommen, allerdings war der etwas zu weit weg.
Im schönen Oban
Wenige Tage später hatten wir einen Aufenthalt in Oban geplant. Vor über 8 Jahren war ich schon einmal in dieser Stadt – damals noch als Single alleine mit Auto unterwegs – und hatte dort in dem Restaurant Waterfront Fishhouse die mit Abstand besten Jakobsmuscheln aller Zeiten gegessen. Und da wollten wir natürlich noch einmal hin.
Essen zu gehen und dann auch noch so teure Speisen – das ist für uns absoluter Luxus und kommt im Urlaub nur selten vor. Aber wenn wir so etwas machen, dann genießen wir es auch richtig.
So sind wir also auch bei dieser Reise in dieses Restaurant und die Jakobsmuscheln und die Fish & Chips von Gunnar waren göttlich. Zum Nachtisch gab's noch einen Sticky Toffee Pudding – unbedingt probieren, wer das nicht kennt und die Gelegenheit bekommt – und Gunnars Augen begannen zu leuchten. Ja Essen kann definitiv glücklich machen.
Nebenbei gab es als Unterhaltungsprogramm eine Möwenfressattacke am Essensstand im Hafen, welcher sich direkt unterhalb unseres Restaurant-Fensters abspielte. Eine hungrige Frau hatte sich soeben hingesetzt, um Ihren Meeresfrüchte-Teller zu verschnabulieren als eine riesige Möwe frech auf den Tisch hüpfte und das größte Filet stibitzte. Es kam keiner zu Schaden, die "MEINS!"-Möwe kam danach nochmal wieder. Sie weiß schließlich auch wo es gut schmeckt.
Oban haben wir dann noch genutzt um alle unsere Vorräte aufzufüllen, denn es ging anschließend direkt Richtung Highlands und dort gibt es kaum mehr größere Einkaufsgelegenheiten. Was nicht besorgt wurde, fehlt dann einfach. Als alles erledigt war und wir den Tagestrip antraten, passierten wir nach nur wenigen Kilometern DAS Schild: "Welcome to the Highlands".
Loch Leven
Die ersten Tage in den Highlands haben wir uns am Loch Leven versüßt. Wie wir finden ist es eines der schönsten Lochs in Schottland. Um den ganzen See geht eine kleine Ringstraße, überall gibt es Parkbuchten direkt am See und nachts ist es super ruhig. Und wirklich immer hat man einen tollen Blick auf diesen von hohen Bergen eingerahmten Meeresarm, der gefühlt alle 10 Minuten anders aussieht (siehe Fotos). Mal spiegelt er die Berge gegenüber, mal schäumt er geradezu von der Bewegung der Wassermassen und mal wird die hübsche Seagull-Insel von unzähligen kleinen wippenden Wellen umspült.
Und nun lassen wir uns langsam von Loch zu Loch treiben, eines ist schöner wie das andere und fahren gemütlich Richtung der Insel Skye. Dass dort die Touristenschwemme am größten ist, wissen wir, trotzdem wollen wir es nicht auslassen – es hat ja auch seinen Grund warum dort so viele hinfahren. Fortsetzung folgt...
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Der Otter -
Kinlochleven -
Das Herz-Organ -
Fish & Chips deluxe -
Yummy Jakobsmuscheln -
Der Mann und das Meer -
Algen-Ungetüm -
Kleine Iris, großer Berg -
Loch Leven dramatisch -
Stellplatz am Loch Leven -
Loch Leven blau -
Loch Leven dramatisch -
Loch Leven glatt -
Loch Leven im Regen -
Loch Leven bei Sonnenuntergang -
Da haben die doch fast das Bier nach uns benannt -
Plateau vor den Bergen -
Ben Nevis, höchster Berg der UK
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Kommentare
Kommentar von Christel |
Hallo Ihr Beiden, es macht immer wieder Spaß eure Reisegeschichten zu lesen. Ich bin fast dabei. Liebe Grüße Christel
Antwort von Iris und Gunnar
Christel, das freut uns ungemein! Liebe Grüße nach Veitshöchheim