Auf der Insel aus Feuer und Eis
Es war schon lange ein großer Traum von uns beiden, einmal im Winter zum Polarkreis zu kommen, um dort ENDLICH Nordlichter zu sehen. Eigentlich wollten wir das ja mit dem Wohnmobil erleben, aber als wir vor Ende letzten Jahres über ein sensationelles Flugangebot nach Island im Januar (200 Euro pro Person hin und zurück) gestolpert sind, da konnten wir einfach nicht widerstehen und haben direkt gebucht.
Eine Woche lang haben wir auf dieser Insel aus Feuer und Eis die Extreme auf uns einwirken lassen und sind auch nicht vor Asche- oder Schneestürmen zurückgeschreckt. Wir haben davor noch einiges recherchiert und landeten gut vorbereitet am 12. Januar in Island – ausgestattet wie für die Teilnahme an einer Polarexpedition.
Vulkanausbruch
Anfang Januar brach in Island wieder einmal ein Vulkan aus, u.a. auch in der Nähe von Grindavík (ca. 25 km vom Flughafen Keflavík entfernt). Der Ort wurde evakuiert, die Bauern mussten ihre Tiere zurücklassen, welche erst nach starken Protesten, ebenfalls gerettet werden konnten. Wir verfolgten die Situation vor Ort in den sozialen Medien und konnten auch einen leichten roten Schimmer beim Landeanflug auf Keflavík beobachten. Der Ort ist weiterhin abgesperrt und mittlerweile ist auch die Touristenattraktion in der Nähe, die Blaue Lagune, bis auf Weiteres geschlossen.
Unser Tagesablauf
Ein günstiges Hotel hatten wir uns im Vorfeld strategisch gut positioniert mitten in Selfoss gemietet, ebenso einen Mietwagen mit Allradantrieb. Wer schon einmal in Island war, weiß: Kost und Logis sind in Island unglaublich teuer. Daher wollten wir so zumindest unerwartet hohe Zusatzkosten abfangen.
Im Januar gibt es in Island gerade mal 4-5 Stunden Tageslicht. Das klingt erst einmal krass, uns hat es aber absolut in unseren Tagesrhythmus gepasst: Um 11 Uhr vormittags geht die Sonne auf, bis dahin konnten wir problemlos jeden Morgen an der ersten Sehenswürdigkeit sein und diese im goldenen Licht des Sonnenaufgangs bewundern. Dann ein paar Stunden Sightseeing, dabei jeden noch so kleinen Stopp an der Route mitnehmen und um 15-16 Uhr waren wir gut durchgekühlt und vollgesogen mit neuen Eindrücken ganz froh wieder im Hotel zu sein, um uns dort wieder aufzutauen.
In den ersten Hälfte der Woche hatten wir wirklich großes Glück mit dem Wetter und konnten so die schönsten Momente zur goldenen Stunde einfangen.
Da Gunnar noch nicht auf Island war, wollten wir auch den Süden Islands nicht auslassen. Wir hatten zwar erwartet, dass im Winter weniger los sei, auf den Straßen merkte man auch kaum etwas vom Verkehr, aber an den Touristen-Hotspots tummelten sich doch auch außerhalb der Hochsaison und der Ferienzeiten erstaunlich viele internationale Touristen. Besonders am sogenannten Golden Circle, der bekanntesten Sightseeing-Route in Island, den wir am ersten Tag erkunden wollten, musste man sich schon einen Platz in der ersten Reihe vor dem Geysir Strokkur erkämpfen, um nicht nur die Spitze des Geysirs aufs Foto zu bekommen.
Island zeigte uns auch magische Orte, bei welchem man beim vorbeifahren etwas spürte und man nicht umhin konnte anzuhalten. Zum Glück konnten wir einfach anhalten und waren nicht wie viele andere Island-Besucher in einem Touri-Bus gefangen. Oft entpuppten sich solche Orte dann als sehr geschichtsträchtig und waren im optimalsten Falle mit Schautafeln ausgestattet, man sah Grundmauern von Gebäuden und oft auch einen oder mehrere alte Bäume. Auf Island wirklich ein seltener und erhabener Anblick.
Gunnar konnte auch einen Geocache unter stark erschwerten Bedingungen finden. Der Schatz offenbarte sich erst nach einer dutzend Meter langen spiegelglatten Eisfläche inmitten eines eisigen messerscharfen Sturmes, welches das Öffnen des Cachebehälters (und des festhaltens des Inhaltes) ebenfalls zu einer immensen Herausforderung machte. Ende gut, alles gut, das Island-Siegel im Geocaching-Profil wurde gesichert.
Der Ausflug
Um stressfrei bei egal welchem Straßenzustand zur Gletscherlagune zu kommen, haben wir dieses Ziel als 2-Tages-Ausflug mit Übernachtung in einem tollen Hotel in Kirkjubæjarklaustur geplant. Dabei kamen wir dann auch an den absolut atemberaubenden Wasserfällen Skógafoss und Seljalandsfoss vorbei und natürlich dem vielleicht allen noch aus den Schlagzeilen bekannten Vulkan Eyjafjallajökull.
Beim idyllisch gelegenen Vík í Mýrdal gibt es noch zwei weitere Sehenswürdigkeiten, die wir unbedingt auch in perfekten Licht festhalten wollten: den Reynisfjara Black Sand Beach und Dyrhólaey, was übersetzt soviel wie Tor-Loch-Insel bedeutet – völlig klar, wenn man diese Insel einmal gesehen hat (siehe Bilder). Gut dass wir hier diese Namen nur schreiben müssen und nicht aussprechen.
Auf der Halbinsel von Dyrhólaey thront ein schneeweißer Leuchtturm ganz oben oberhalb der einzigartigen Klippenformation und die Sonne geht quasi direkt hinter dem Felstor auf. An allen Seiten geht es steil hohe Klippen hinunter und tief darunter schlägt die Brandung wild auf die nebenliegenden schwarzen Strände. Da muss man einfach zum Fotoapparat greifen. Das ist überhaupt das Schönste im Winter in Südisland: die Sonne steht einfach immer über dem Meer, auch wenn es bitterkalt sein mag, es ist eine perfekt Kulisse für einen Winterurlaub.
In Kirkjubæjarklaustur bekamen wir dann auch die ersten Nordlichter zu sehen. Auch wenn die Bedingungen in meinen fünf extra installierten Aurora-Apps auf dem Handy alles andere als gut waren. Allerdings nur als ganz leichten grünen Schleier über der Bergkette. So wie man es vielleicht aus anderen Fotos und Zeitrafferaufnahmen kennt, mehrfarbig und grell über den ganzen Himmel gezogen, so ein Glück hatten wir nicht. Und irgendwie waren wir im ersten Moment auch etwas enttäuscht. Schade, dass man aufgrund der vielen Bilder die man über Nordlichter kennt, dann fast enttäuscht ist, wenn man sie unter "normalen" Bedingungen sieht. Es ist einfach trotzdem ein faszinierendes Naturphänomen. Und die Natur präsentierte uns tatsächlich in unserer letzten Nacht zum Abschied noch einmal stärkere Nordlichter.
Unser Highlight dieser Reise war die Gletscherlagune Jökulsárlón mit dem daneben liegenden Diamond Beach. Dieser ebenso schwarze Strand hat diesen Namen, weil die ganzen Eisbrocken aus dem Gletschersee dort angespült werden und wie Diamanten dort am Strand herumliegen. Diese sind teilweise mannshoch und bieten auch eine einzigartige Erfahrung – Sommer wie Winter. Die Gletscherlagune ist voller riesiger Eisschollen teilweise aufgestellt und türkis bis tiefblau. Hier sieht man oft Seehunde zwischen den Eisbergen auftauchen, man sollte sich also ein bisschen Zeit nehmen und diese Atmosphäre einsaugen.
Auf diesem Ausflug gelangten wir dann auch erst in einen Aschesturm, um uns dann kurz darauf in einem Schneesturm wiederzufinden. Ja, wir können bestätigen, das Wetter in Island kann sich sehr schnell ändern. Und nächtliche Stürme sind wirklich selbst im Hotel so laut und rütteln an allem, dass wir doch froh waren hier nicht mit unserem Camper unterwegs zu sein.
Ungeplanter Reifenwechsel
Mit unserem Mietwagen hatten wir nicht so wirklich Glück gehabt. Unser Dacia Duster war zwar nicht alt, aber wirklich schon sehr durchgenudelt. So musste mein Mac-Gyver-Gunnar bereits nach dem ersten Tag eine Plastikverkleidung mit Zahnseide wieder an der Karosserie befestigen, damit diese uns nicht den Reifen aufscheuert. Dass das dann wohl auch schon bei ein paar Fahrern vor uns der Fall gewesen war, merkten wir, als wir auf dem Rückweg von unserem Ausflug eine Reifendruck-Warnung auf dem Display und natürlich prompt am nächsten Morgen einen platten Reifen hatten.
So mussten wir bei minus 10 Grad und arktischem Wind den Reifen wechseln, glücklicherweise befand sich vor unserem Hotel nur circa 200 Meter entfernt, na? Genau, eine Pitstop-Filiale also so ein Reifenhändler. Dort konnten wir uns dann einen monströsen Gummihammer ausleihen, um den alten Reifen überhaupt von der Achse zu bekommen – von uns liebevoll Thors Hammer genannt. Diesen brachten wir anschließend zusammen mit süßen Teilchen für die Belegschaft zurück. Ohne den Hammer wären wir wirklich aufgeschmissen gewesen, da die Hotline von der Mietwagenfirma, mit der wir mehrfach telefoniert hatten, alles andere als hilfreich war. Gut dass wir eine gute Mietwagenversicherung bereits in Deutschland abgeschlossen hatten und so alle Kosten für den platten Reifen nachträglich zurückerstattet bekommen haben.
Island unter einer dicken Schneeschicht
In unserer vorletzten Nacht in Island gab es dann noch einen weiteren ordentlichen Schneesturm mit gut 30 cm Neuschnee, so konnten wir Island dann auch noch unter einer dicken Schneeschicht bewundern, die Tage vorher war es leider nur leicht bezuckert. Der Neuschnee hat dann auch noch unsere Erkundungstour in Selfoss zu einem Abenteuer werden lassen, in Island wird nämlich wie in vielen skandinavischen Ländern auch nicht gestreut, der Schnee wird höchstens beiseite geräumt und das auch nur, wenn genügend Schneeräumer vorhanden sind. Als wir zu Fuß durch Selfoss gestapft sind waren die Gehwege an den Hauptstraßen geräumt, in den Nebenstraßen noch nicht. Selfoss ist nun wirklich nicht der Nabel der Welt, aber eine gemütliche Kleinstadt mit allem was man zum Leben in Island braucht. Unser Hotel lag dort genau zwischen dem Dorfbäcker im Nachbarhaus, einem Bistro im gleichen Haus und einem Supermarkt, Tankstelle und Fastfoodkette gegenüber. So konnte man sich dort wirklich auch preisbewusst versorgen mit allem Notwendigem. Damit hatten wir wirklich einen Glücksgriff gemacht.
Beim nächsten Island-Besuch würden wir aber wirklich direkt in den Norden fahren und die weniger belebten Gegenden dieser einzigartigen Insel erkunden. Auch wenn ich nun fast alles zum 2. Mal gesehen habe, es war im Winter wirklich eine ganz neue und beeindruckende Erfahrung.
Der Rückflug
Spannend wurde es dann noch auf der Rückreise, welche ein unerwartes und abruptes Ende fand. Die Maschine nach Frankfurt kam bereits stark verspätet in Reykjavík bzw. dem Flughafen Keflavik an. Wir waren verunsichert was wir am besten tun sollten und ob es nicht eine gute Idee wäre, den Anschlussflug von Frankfurt nach Nürnburg zu stornieren, damit wir mit dem Zug nach Hause fahren können. Der Chat mit dem Lufthansa-Service war eine Katastrophe, welches uns etwas an unsere Erfahrung mit Directferries erinnerte. Letztendlich war es dann so, dass wir den Anschlussflug in Frankfurt verpassten und Lufthansa bereits (ohne Chat, die Infos kamen per E-Mail) automatisch umgebucht hatte. Inklusive Transfer in das Intercityhotel, Abendbuffet, schönem Doppelzimmer mit Dusche, Frühstück und Transfer wieder zum Flughafen. Das war allein schon ein Erlebnis und wir kamen gut wieder in Nürnberg an, dann ging es mit dem Regionalzug nach Bayreuth und dort wurden wir dann von den Eltern abgeholt.
Wie geht es weiter?
Vermutlich lest ihr bald schon wieder von uns, da wir schon nächste Woche Richtung Bretagne aufbrechen. Auch wenn wir nun schon zweimal dort waren, diese Gegend fasziniert uns immer wieder und wir freuen uns schon wieder neue Ecken dieser 2700 km Küstenlinie der bretonischen Halbinsel zu entdecken. Kommt ihr mit?
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Stau in FRA -
Sonnenaufgang am Kerið -
Kerið -
Dampfende Landschaft am Geysir -
Strokkur mit Touristen -
Strokkur -
Gullfoss -
Gullfoss -
Dyrhólaey -
Dyrhólaey -
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Reynisfjara Strand -
Mooslandschaft -
Jökulsárlón -
Jökulsárlón -
Jökulsárlón -
Jökulsárlón -
Jökulsárlón -
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Strukturen in Island -
Diamond Beach -
Diamond Beach -
Aschesturm -
Schneetreiben -
Strukturen in Island -
Islands unterschiedliche Landschaften -
Islands unterschiedliche Landschaften -
Erschwerte Bedingungen beim Geocaching -
Skógafoss -
Platter Reifen -
Thors Hammer -
Þingvellir -
Nordlichter
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Kommentare
Kommentar von Christel |
Hallo ihr Beiden, was für ein Abenteuer. Ich habe mit Genuss euren Reisebericht gelesen und sofort weckt es mir in mir ein gewisses Fernweh. Einfach toll was ihr beide macht.
Ich werde euch sicher in die Bretagne begleiten, auf jeden Fall mental. Ich liebe Frankreich, doch Island in dieser Jahreszeit ist Mega.
Alles Liebe und keine platten Reifen für MacGyver und seiner Frau 😂😂😂
Antwort von Iris und Gunnar
Christel, Danke vielmals für deine schönen Worte! Hast du schon neue Pläne, um dein Fernweh wieder zu stillen?
Wir freuen uns, dass du mit in die Bretagne fährst!
Liebe Grüße
Iris und Gunnar
Kommentar von Wolfgang Kraus |
Hallo Iris!
Hallo Gunnar!
Vielen Dank das Ihr uns immer an Eurer Reise teilhaben lasst.
Es ist wie Urlaub!
Wie habt Ihr denn die Aufgaben verteilt?
Wer macht die wunderbaren Fotos?
Wer schreibt den passenden Text dazu?
Die Bilder - echt der Wahnsinn - das sind alles "Kalenderbilder"!
Leider benötige ich für meinen VERITAS-Kalender immer Hunde- und Katzenmotive!
Falls Ihr mal in eine Gegend mit Wölfen kommt - bitte auch an mich denken!
Wir freuen uns schon auf den nächsten Reisebericht aus der Bretagne.
Bei den NF ist soweit alles gut.
Liebe Grüße aus der Heimat
Hilde und Wolfgang
Antwort von Iris und Gunnar
Hallo Wolfgang,
danke für deinen wundervollen Kommentar! Wir werden versuchen mehr Hunde und Katzen für dich zu fotografieren 😂! Liebe Grüße auch an Hilde!
Klingt kitschig aber bei uns ist wirklich fast alles Teamarbeit, ich schreibe die meisten Texte und Gunnar perfektioniert sie dann. Und die Fotos sind auch eigentlich immer von beiden. Gunnar hat ein Fotohandy und ich ne super Kamera, er macht die kreativeren Fotos, ich die ästhetischeren Motive.
Viele Grüße in die Heimat, wir sind gerade auf dem Weg in die Bretagne.
Iris (und Gunnar)
Kommentar von Caro |
Wieder mal Mega schöne Fotos! Ich bin sehr neidisch, wäre ja fast auch dort gewesen im Oktober 😅.
Antwort von Iris und Gunnar
Na da kommt ihr schon auch noch hin … und vielleicht ja sogar mit uns!