4 Milliarden Midges vor der Tür

Wir sind auf Skye, DER Insel! Und wir sind nicht alleine – nein, wir sprechen nicht von den anderen paar Touristen, sondern von den 4 Milliarden Midges (aka Muggen oder Minimückchen) die immer, wenn wir raus wollen – allzeit bereit – vor dem Van auf uns warten. Darauf warten, dass wir naiv die Tür aufmachen oder hoffen, sie hätten die offene Dachluke nicht entdeckt oder schlafen einfach noch, z.B. am Wochenende.

Und so sitzen wir oft im Van, denken uns wie schön es jetzt draussen wäre, ein Spaziergang wäre ja eigentlich nicht schlecht bei zweistelligen Ziffern auf dem Schrittzähler. Manchmal geht der Mut mit uns durch und wir versuchen es, nur um dann wieder ein Stückchen weiser – ein paar Minuten später – wieder rein zu springen, um in Windeseile die Tür wieder zuzuwerfen. Wenn es windig ist, dann kann man tagsüber raus und die wundervolle Landschaft genießen. Morgens und Abends ist es fast aussichtslos.

Ja, es gibt natürlich Mückenmittel gegen Midges. Das letzte, das wir probiert hatten, hatte 50% DEET, die Chemiekeule schlechthin - die Rezeptur in unserem vorsorglich organsiertem Spray nannte sich dann auch "Jungle Formula" - das klang ja eigentlich fast so, als würde es uns hier ebenfalls retten. Najaaa, es hat nicht so wie angepriesen funktioniert oder wir waren/sind zu doof, um es richtig anzuwenden - meinen Nagellack an den Füßen konnte ich danach vergessen, weil dieser nach dem Einsprühen der Beine, Blasen geworfen hat.

Ein Mittel gibt es allerdings was geholfen hat, ein Feuchtigkeitsspray namens "Skin-so-soft" da schwören die Schotten angeblich voll drauf. Und das gibt es tatsächlich hier in so manchem kleinen Lädchen auch palettenweise zu kaufen. Der Geruch ist gewöhnungsbedürftig süß und das mögen die Midges wohl nicht. Aber auf dich setzen und um dich herum schwirren tun sie deswegen trotzdem, du bist dann nur nicht mehr sooo lecker. Sie stechen dann tatsächlich weniger auf Grund ihres offensichtlichen Würgereizes, kleben bleiben tun sie natürlich trotzdem. Also wirklich angenehm ist das ölige, süß-schwere Mittel auch bei dieser Vorstellung nicht. Man muss sich wie bei sovielem anderen – entscheiden. Genug dazu.

Kurz bevor man die Brücke nach Skye überquert, kommt man an dem wunderschönen Eilean Donan Castle vorbei – pittoresker könnte ein schottisches Castle nicht aussehen, wie wir finden. Natürlich haben wir auch einen kleinen Fotostop gemacht. Der Parkplatzwart war so nett uns kostenlos für eine Fotosession (max. 10 min) in eine Parkbucht zu lotsen.

Da Gunnar unbedingt irgendwo auf der Reise mal eine Führung in einem Castle mitmachen will, haben wir uns das für den Rückweg von der Insel Skye fest vorgenommen.

Was macht Skye eigentlich so besonders?

Das haben wir uns auch gefragt – warum nur, strömen hier alle Touristenmassen hin? Es ist allerdings wirklich ein toller Ort und wir bereuen nicht hierher gekommen zu sein. Warum das so ist, erzählen wir Dir jetzt. Wir glauben der Unterschied ist, dass du auf dem Festland, meist unten an den Lochs im Tal unterwegs bist und nur selten einen Pass überquerst. Auf Skye ist man irgendwie ständig mittendrin in den Bergen oder Hügeln oder betrachtest von der Steilküste aus das Meer. Und offensichtlich ist das Meer um Skye wirklich noch intakt. Zumindest haben wir nun mit dem Fernglas dort bereits ein paar Delfine, Robben und auch Wale gesehen. Ein Otter kam uns schon wieder vor die Linse und auch Seeadler konnten wir beobachten – das ist wirklich beeindruckend. Das Gefühl können wir schwerlich in Fotos abbilden – vielleicht gelingt es Dir ja doch, es dem einen oder anderen Foto zu entnehmen.

In Broadford haben wir es uns mal wieder auf einem tollen Campingplatz gemütlich gemacht: dem Camping Skye – Broadford. Der Campingplatz wird von Mitgliedern der Gemeinde geleitet und ist nur eines von vielen Projekten der Broadford & Strath Community Company. Diese Vorzeige-Organisation kümmert sich um nachhaltige, inklusive und vor allem schützenswerte Projekte in der Gegend. Der 2014 entstandene Campingplatz ist wirklich toll. Es ist alles da was man als Reisender so braucht und vieles darüber hinaus. Ob Wohnmobilist oder Backpacker, hier haben die Gründer an alles gedacht. Alles ist großzügig gestaltet, man ist gemeinsam auf dem Campingplatz, aber jeder hat den nötigen Platz für seine Bedürfnisse. Für die Regentage gibt es eine separate Hütte am oberen Ende der Zeltpitches. Und die großzügigen Waschräume, mit separatem und leicht zugänglichem Bereich für Behinderte sind absolut kein Vergleich zu vielen anderen Campingplätzen. Es gab richtig gutes WiFi und auch die Entsorgungsstelle mit allem ausgestattet was man braucht. Von uns ein doppelter Daumen hoch. Wir haben auch von allem Fotos gemacht und denken, dass es doch sehr schön sein sollte, wenn Innovationen Gehör finden. Wir bleiben auch hier für den Rest der Welt zuversichtlich.

Und jetzt der Knaller schlechthin! Vor ein paar Tagen sind wir um 5 Uhr morgens aufgestanden, um zum Old Man of Storr zu wandern, der nur ein Teil der imposanten Felsgruppe Trotternish Ridge ist. Die Wanderung ist wohl eine der bekanntesten auf Skye und deshalb haben wir uns auch so früh am Morgen dorthin aufgemacht, um den Touristenströmen zu entkommen. Der Aufstieg von 350 Höhenmetern auf 5km Wegstrecke wird als moderat beschrieben – wir haben nur ca. zweidrittel des Weges geschafft. Ich bin körperlich recht eingeschränkt, wenn es sich um Anstiege handelt. Ich habe seit der Geburt eine Malformation am linken Bein, mit der komme ich meist gut im Leben zurecht, allerdings zu steile Anstiege bringen mich schnell an meine Belastungsgrenze. So leider auch hier.

Wir haben allerdings nichts bereut. Von unserem höchsten Punkt hatten wir einen tollen Blick auf die zerklüfteten Felsen und einen einmaligen Blick ins Tal aufs Meer und das Loch Leathan. Leider waren der Morgennebel nicht bereit, unserem Sonnentanz zu weichen und so zogen wir nur mit nebligen Fotos wieder von dannen. Er will sicher, dass wir wiederkommen – das überlegen wir uns und entscheiden es später.

Vorurteile hin oder her – es wird ja kolportiert, dass alle Vanlifer körperlich total fit wären und sie würden von einer zur nächsten Extase reisen - das können wir nicht bestätigen. Ich finde auch das muss mal gesagt sein. Lasst euch nicht davon abhalten Abenteuer zu erleben, nur weil ihr nicht jedes Jahr eine Alpenüberquerung oder einen Marathon lauft. Im Gegenteil, das Vanlife bietet auch für unsportliche oder nicht mehr ganz blutjunge Reisende sehr gute Möglichkeiten sich "mittendrin" zu fühlen. Abenteuer sind nicht nur sportlicher Natur.

Nach der Wanderung zum Mann ohne Frau, haben wir uns auf einem der wohl tollsten Freisteh-Plätze der Insel niedergelassen, dem Rigg Viewpoint. Man thront hoch über dem Meer und hat einen atemberaubenden Blick auf die unzähligen Inseln von Rona. Hier haben wir jetzt auch die Wale, Delfine und Adler gesehen.

Der Ranger, der am ersten Morgen bei uns vorbeikam, hat uns gleich noch Flyer in die Hand gedrückt (auch für die anderen Camper vor Ort), mit den kostenfreien Entsorgungs- und Übernachtungsplätzen der Insel. Im Gespräch erzählte er uns, dass die meisten Reisenden dort sehr verantwortungsbewusst mit diesem schönen Fleck Erde umgehen. Nur ein paar wenige Idioten setzen den Ruf der Camper auf Spiel und verunreinigen die Natur – unmittelbar hinter dem Auto mit Müll und ihren Hinterlassenschaften. Natürlich haben auch wir dort wieder vor der Abreise eine gut gefüllte Tüte Müll eingesammelt.

Was es noch zu sagen gibt, nun, wir denken wir kommen nun langsam in die entlegenen Gebiete der Highlands und die sozialen Kontakte werden sich minimieren. Das Internet, welches wir für unsere Arbeit stets benötigen, erweist sich auch hier als überaus zuverlässig und glänzt mit hohen Übertragungsraten. Es ist toll, zu sehen, wie es funktionieren kann, wenn man will. Fortsetzung folgt ...

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